NicaNotes ist ein Blog für Menschen, die zu Nicaragua arbeiten und/oder an Nicaragua interessiert sind, veröffentlicht vom Nicaragua Network (USA), einem Projekt der Allianz für globale Gerechtigkeit. Hier werden Nachrichten und Analysen aus dem Kontext der langen Geschichte des Nicaragua-Netzwerks in Solidarität mit der Sandinistischen Revolution veröffentlicht.
Deutsche Übersetzung Nicaragua-Forum HD e.V.
Ausgabe vom 26.11.2020
Nicaragua wurde innerhalb von zwei Wochen von zwei gewaltigen Wirbelstürmen heimgesucht - Helfen Sie mit einer Spende!
Nicaragua und Mittelamerika wurden gerade vom zweiten Hurrikan heimgesucht. Hurrikan Iota war der stärkste Hurrikan der Geschichte, der Nicaragua nur 15 Meilen südlich des Ortes erreichte, an dem zwei Wochen zuvor der Hurrikan Eta angelandet war.
Auch bei Iota war Nicaragua das Land in der Region, das am besten auf die Katastrophe vorbereitet war. Siebzigtausend Menschen waren aus der Gefahrenzone evakuiert worden. Zwei verheerende Wirbelstürme innerhalb von zwei Wochen würden selbst die Ressourcen der reichen Nationen strapazieren, ganz zu schweigen von Nicaragua, dem zweitärmsten Land der Hemisphäre.
"Fast das gesamte Land befindet sich in einem nationalen Notstand, denn es war ein Hurrikan nach dem anderen, und dies hat Auswirkungen auf ganz Mittelamerika", sagte Präsident Daniel Ortega laut staatlichen Medien.
Das Nicaragua-Forum und der Heidelberger Partnerschaftskaffee sammeln Spenden für die Unterstützung von betroffenen Partnerorganisationen. Die Unterstützung soll an direkte Partnerorganisationen fließen und damit Menschen zu Gute kommen, die kurzfristige Hilfe zur Überlebenssicherung und Ausstattung von zerstörtem Wohnraum benötigen. Darüber hinaus möchten wir mit einer längerfristigen Unterstützung den Wiederaufbau von Betrieben, Einrichtungen, Kaffeefincas etc. Unterstützen, um auch längerfristig die Existenzgrundlage der betroffenen Familien zu sichern.
Die Schäden, so zeigt sich inzwischen, sind teilweise katastrophal. Nicaragua wird Hilfe beim Wiederaufbau benötigen. Das sog. „NICA-Act“ der USA hat das Land und seine Regierung von dem Zugang zu den meisten multilateralen Krediten abgeschnitten, so dass es viel stärker auf die direkte Unterstützung ankommt, um einen Aufbau zu ermöglichen. Bitte helfen Sie mit.
Spendenkonto des Nicaragua-Forum Heidelberg
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Kurzmeldungen aus Nicaragua vom 26.11.2020
Von Nan McCurdy
Hurrikan-Schäden in Höhe von 742 Millionen US-Dollar
Am 24. November berichtete der Minister für Finanzen und öffentliche Kredite, Iván Acosta, dass die durch die Wirbelstürme Eta und Iota verursachten wirtschaftlichen Schäden 6,2% des Bruttoinlandsprodukts Nicaraguas entsprechen. Acosta erklärte, dass insgesamt 742 Millionen US-Dollar geschätzt werden, von denen sich 617 Millionen US-Dollar auf Schäden und 121 Millionen US-Dollar auf Verluste beziehen. "Über sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts sind sehr hoch, wenn man bedenkt, was ein Wiederaufbau bedeutet; wir müssen gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft die größtmöglichen Anstrengungen unternehmen, um Ressourcen für den Wiederaufbau der Wirtschaft zu mobilisieren", sagte Acosta. Er fügte hinzu, dass der Fischereisektor große Verluste erlitten habe, so dass die Wiederherstellung der Lebensgrundlagen der Menschen, die von dieser Tätigkeit leben, eine Priorität sei. (Radio La Primerisima, 24. November 2020)
Hurrikan - Die Bemühungen zum Wiederaufbau ab 23. November
In der nördlichen Karibik, im Bergbaudreieck, in Jinotega, Nueva Segovia und anderen Regionen kommen die Bemühungen zum Wiederaufbau nach dem Durchzug des starken Hurrikans Iota voran. Die Herstellung des maritimen Zugangs für Puerto Cabezas ist eine Priorität, um lebenswichtige Versorgungsgüter liefern zu können. Das elektrische Leitungsnetz wurde zu 95% wiederhergestellt. Die Regierung schickte über SINAPRED eine neue Lieferung humanitärer Hilfe und Wellblech für Dächer an Familien in den Gemeinden Rosita und Prinzapolka und am 22. November 25 Anhänger mit Dachmaterialien für betroffene Familien, die in das Bergbaudreieck und nach Puerto Cabezas gebracht wurden. In Nueva Segovia wurden Dachplatten und Gasherde an Familien vor allem in Ocotal und Jalapa geliefert.
Vizepräsidentin Rosario Murillo sagte, dass von den 160.597 Menschen, die wegen des Hurrikans Iota Unterschlupf gefunden haben, nur noch 8.746 Menschen aus Bilwi, Prinzapolka und Waspam in den Notunterkünften geblieben sind. Die Regierung hat bereits 267.770 Bleche mit Zinkdächern, Herde und Gasflaschen, Matratzen, Decken, Hängematten und Materialien geliefert, die in Bilwi, Las Minas, El Cuá, Bocay, Wiwilí, Pantasma, Matagalpa, Madriz, Nueva Segovia, Rivas, Managua, Chinandega, Boaco Estelí, Chontales, Ocotal und Granada verteilt wurden. Fünfundneunzig Prozent des Kommunikationsnetzes in der Karibik sind wiederhergestellt worden. Das Dock von Bilwi, das zweimal von den Wirbelstürmen zerstört wurde, sollte am 24. November vollständig repariert werden, damit das Schiff IV Maria anlanden kann, das Treibstoff für das Energieunternehmen Energia Puerto Cabezas und für Petronic entladen kann. Die Orte Alamikanbang und Prinzapolka kehren mit dem beginnenden Wiederaufbau allmählich zur Normalität zurück, trotz der Verwüstung der Häuser. Siehe Fotos: https://www.el19digital.com/articulos/ver/titulo:110025-familias-afectadas-por-iota-reciben-plan-techo-en-bilwi (Informe Pastran. 23 Nov. 2020; 19Digital, 20 Nov. 2020)
INTA Bereitstellung von 100.000 Produktionspaketen für Bäuerinnen und Bauern
Das Institut für landwirtschaftliche Technologie (INTA) hat damit begonnen, in Bilwi, Prinzapolka, Waspam, Las Minas, Matagalpa, Jinotega, Nueva Segovia, Rivas, Carazo, Granada und Boaco mit 100.000 Produktionspaketen die kleinen und mittleren Produzenten mit verbessertem Saatgut, Werkzeugen und Betriebsmitteln zu versorgen, um die Ernährungssicherheit mit dem Anbau und der Ernte von u.a. Mais, Bohnen, Kochbananen, Bananen, Gemüse, tropischen Früchten, Wurzeln und Knollen, Fischereiausrüstung wiederherzustellen. Über das INTA wird den Produzenten auch technische Unterstützung gewährt. (Informe Pastran 23 Nov. 2020)
Karibische Versicherung reagiert schnell
Die Karibische Katastrophen-Risiko-Versicherung (CCRIF) veröffentlichte am 16. November eine offizielle Erklärung, der zufolge Nicaragua eine Auszahlung von 10,7 Millionen US-Dollar aus seiner Landesversicherungspolice für Naturkatastrophen erhalten wird. Der Fonds wird für den Kauf von Nahrungsmitteln, medizinische Hilfsgüter und Baumaterialien verwendet werden, um den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung gerecht zu werden. Der Minister für Finanzen und öffentliche Kredite, Iván Acosta, erklärte: "Im Namen der Regierung Nicaraguas danken wir dem CCRIF-Team für die rasche Bewertung der Situation und die Unterstützung der Länder Mittelamerikas und der Karibik in diesen kritischsten Momenten. Die von der Gemeinschaft karibischer Staaten (CARICOM) und der Karibischen Entwicklungsbank gegründete CCRIF ist der weltweit erste länderübergreifende Risikomechanismus und der erste, der eine Politik entwickelt hat, die Gelder auf der Grundlage von Katastrophenfaktoren statt auf der Grundlage von Schadensbewertungen bereit zu stellen, was die Auszahlung von Geldern im Notfall beschleunigt. (Nicaragua News, 19. November 2020)
Weitere Hilfe kommt in Matagalpa an
Lastwagenladungen aus Managua erreichten Matagalpa mit Zinkdächern, Kochern und anderen Gegenständen, die an die vom Hurrikan Iota betroffenen Familien geliefert werden sollten. In diesem Departement ist einer der am stärksten betroffenen Orte die Gemeinde La Dalia, wo ein Teil des Massivs der Peñas Blancas in einer Schlammlawine zusammenbrach, bei der mehrere Menschen ums Leben kamen. Die Behörden bemühen sich um die Umsiedlung von Familien, die sich noch immer in Hochrisikogebieten aufhalten, da es ihnen in erster Linie darum geht, das Leben der Menschen zu schützen. (Radio La Primerisima, 22. November 2020)
Zusätzliche Wiederaufbauhilfe für verschiedene Departements
Das Nationale System zur Verhütung, Eindämmung und Bewältigung von Katastrophen, SINAPRED, schickte am 21. November eine neue Lieferung von Dachmaterialien und Kochern in die vom Hurrikan Eta und Iota betroffenen Gebiete, um den Wiederaufbau fortzusetzen. Die Materialien gehen nach Nueva Segovia, Madriz, Matagalpa und auch nach Rivas. Eine weitere Lieferung wird am 22. November erfolgen. Bevor weitere Sendungen in die Autonome Region Nord-Karibik geschickt werden können, müssen sie warten, bis der Wasserstand des Flusses Wawa sinkt. (Radio La Primerisima, 21. November 2020)
Suche nach Vermissten in Schlammlawinen geht weiter
Spezialisierte Brigaden setzen am 20. November die Suche nach Vermissten im Peñas Blancas-Massiv, El Tuma-La Dalia, fort, wo ein Erdrutsch mindestens neun Menschen das Leben kostete. Im Land gibt es 21 Tote und 2 Vermisste nach der Katastrophe. Viele sind durch Schlammlawinen ums Leben gekommen. (Radio La Primerisima 20. Nov. 2020)
Drei Familienmitglieder in Schlammlawine begraben
Drei Mitglieder einer Familie, die auf dem Hügel El Puyú an der Grenze zwischen Waslala und Mulukukú in der Autonomen Region Nord-Karibik lebte, wurden in der Nacht vom 18. November bei einem Schlammrutsch getötet. Die Toten sind Pedro Blandon, 22, Adonis Blandon, 15, und Zaida Blandon, 9. Die Eltern, Perfecta Reyes, 43, und Arlen Blandón, 41, sowie eine Tochter, Arelis Blandón Reyes, 20, überlebten. Vizepräsidentin Murillo erklärte, dass Ende November ein evangelischer Pastor die Behörden von Mulukuku darüber informierte, dass das Wasser des Flusses El Puyu durch eine Schlammlawine ein Haus am Ufer weggespült habe, in dem die Familie Blandon Reyes (Mitglieder seiner Gemeinde) lebte. Im Morgengrauen des 19. November machten sich Brigaden der Armee, der Polizei und des Bürgermeisteramtes von Mulukukú auf, um die Familie zu retten, wo sie die Tragödie vorfanden. (Radio La Primerisima, 19. November 2020)
Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung
Die nicaraguanische Wasser- und Abwassergesellschaft (ENACAL) berichtete am 18. November, dass die Trinkwasserversorgung in mehr als 10.000 von Iota betroffenen Häusern wiederhergestellt wurde. Die Versorgung von 64.900 Häusern wurde am 16. November präventiv ausgesetzt, zusammen mit der präventiven Unterbrechung der Stromversorgung während des Hurrikans. Aufgrund der Wasserverschmutzung ist das Wasser in vielen Gebieten weiterhin ausgesetzt. (Nicaragua News, 19. November 2020)
Hurrikan Iota, dritter vorläufiger Bericht, 19. November
Ein am 19. November veröffentlichter Bericht des nicaraguanischen Außenministeriums besagt, dass die Priorität der nicaraguanischen Regierung der Schutz von Menschenleben durch Hilfe, Versorgung und Betreuung von Menschen ist, die bereits vor der Ankunft des Hurrikans Iota am Abend des 16. November in Notunterkünfte evakuiert wurden. Weitere Prioritäten seien die Überwachung von Stellen, die durch Erdrutsche und Überschwemmungen gefährdet seien, sowie die Reinigung und Räumung von Straßen, Wegen, Brücken usw.. Über 100.000 Notfallhelfer aus allen Teilen der Regierung, den Streitkräften, der nationalen Polizei, der sandinistischen Jugend, der nationalen Feuerwehr und den Gemeindebrigaden wurden mobilisiert, um bei humanitären und Rettungseinsätzen zu helfen. 160.000 Menschen wurden evakuiert und in 1.195 Notunterkünften und 2.500 Solidaritätshäusern untergebracht. Bis zum Mittag des 18. November blieben 50.700 Menschen evakuiert.
Das Straßennetz Nicaraguas meldete insgesamt 28 beschädigte Brücken, von denen 20 repariert werden konnten. Fünf weitere sollen in den nächsten 24 Stunden wieder funktionstüchtig sein. Drei wurden zerstört, und in den kommenden Wochen müssten Arbeiten zur Wiederherstellung des Straßenverkehrs durchgeführt werden. Der Transit von Fahrzeugen ist in den meisten Teilen des Landes gewährleistet. Es gab keine Durchfahrt über den Wawa-Fluss in der Karibik. Fast 500 Bäume fielen auf den Straßenabschnitt, der nach Bonanza führt. Sie sind bereits entfernt worden. Die Straßenverbindung nach Costa Rica wurde wieder hergestellt. Für diesen jüngsten Notfall mobilisierte das Verkehrsministerium 2.338 Arbeiter. Bis zum 18. November waren 81 Gesundheitseinrichtungen betroffen, darunter 11 stationäre Krankenhäuser, 1 provisorisches Krankenhaus, 15 Kliniken, 42 Gesundheitszentren, 5 Entbindungshäuser und 7 andere Gesundheitseinrichtungen. Die Telekommunikation mit Bilwi konnte wieder hergestellt werden. (Bericht der nicaraguanischen Botschaft, London, 19. November 2020)
Neue Wohnungen in Managua
Vizepräsidentin Rosario Murillo kündigte am 23. November die Übergabe von 100 neuen Häusern im Rahmen des Bismarck-Martinez-Programms in Managua an. "Am 30. dieses Monats werden wir 100 neue Häuser an 100 Familien übergeben, die Gott dafür danken, dass sie ein schönes, sicheres Haus haben", sagte sie. (Kanal 4, 23. November 2020)
Covid-19-Bericht vom 24. November 2020
Vom 17. bis 23. November meldete das Gesundheitsministerium 46 neu registrierte Fälle von Covid-19, 50 registrierte Personen, die sich erholten, und einen Todesfall. Seit dem 18. März gab es 4.629 registrierte Fälle, 4.410 Menschen, die sich erholten, und 160 Todesfälle. (Nicaragua Sandino, 24. November 2020)
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