Frauenzentrum El Viejo
Seit Jahrzehnten setzt sich das Frauenzentrum im El Viejo im Nordwesten Nicaraguas für Frauenrechte ein und bietet Mädchen und Frauen Beratungs- und Informationsmöglichkeiten an.
Gegründet wurde das Frauenzentrum schon in den 80er Jahren, als engagierte Frauen im Zuge der sandinistischen Revolution für Gleichberechtigung kämpften und versuchten, die gesellschaftlichen Freiräume für Frauen zu erweitern.
Seither ist zwar auf formaler und juristischer Ebene viel erreicht worden, doch das gesellschaftliche Bewusstsein ändert sich langsamer und so ist im vom Machismo geprägten Nicaragua mit einer mächtigen katholischen Amtskirche und vielfältigen evangelikalen Sekten und Freikirchen die Lebenssituation von Frauen auch heute noch von vielen traditionellen Vorstellungen bestimmt, worunter besonders Frauen aus den unteren sozialen Schichten leiden. Hierzu zählt vor allem eine noch immer weit verbreitete Verharmlosung oder Tolerierung von Gewalt gegen Frauen.
Sowohl auf nationaler wie auf lokaler Ebene setzen sich die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums für die Ächtung von Gewalt gegen Frauen und für mehr Rechtssicherheit für Frauen ein. Hierzu zählte in jüngster Zeit die Auseinandersetzung um das Gesetz 779, das zwar im Prinzip einen Fortschritt bedeutet, da es Gewalt gegen Frauen explizit unter Strafe stellt, allerdings kurz nach seiner Verabschiedung schon wieder aufgeweicht wurde. (mehr dazu unter : link zu Artikel aus Nica Aktuell von...). Auch die erschreckend hohe Zahl von Frauenmorden und insbesondere die Ermordung von zwei Frauen aus El Viejo waren Anlass für Straßenproteste.
FOTO: „Wenn eine angegriffen wird, wehren wir uns alle.“ Foto von Kenia Ubilla, Rechtsanwältin
Durch öffentliche Veranstaltungen und Aktionen klären die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums über die bestehenden Rechte auf und ermutigen Frauen und Mädchen, erfahrene Gewalt nicht hinzunehmen, sondern sich zur Wehr zu setzten. Individuelle Unterstützung erhalten Frauen und Mädchen in den kostenlosen Sprechstunden der Psychologin, der Rechtsanwältin und der Gynäkologin.
Daneben werden Kurse zur beruflichen Weiterbildung, Näh- und Kochkurse angeboten. Vormittags dient einer der Räume als Vorschule. Die Gehälter der Gynäkologin, der Psychologin, der Rechtsanwältin sowie der Vorschullehrerin werden vom Nicaragua Forum Heidelberg finanziert. Das Gehalt der Leiterin wird vom Städtepartnerschaftsverein Mannheim-El Viejo übernommen.
Psychologische Sprechstunde:
Die Psychologin ist die erste Anlaufstelle für Frauen und Mädchen, die nach einer Vergewaltigung Rat und Hilfe suchen. Doch auch für andere Probleme und Konfliktsituationen bietet sie Beratungs- und Therapiegespräche an.
Rechtsberatung:
Frauen, die Vergewaltigung oder innerfamiliärer Gewalt erleben, erhalten im Frauenzentrum kostenlose Rechtsberatung. Die Rechtsanwältin unterstützt sie dabei, den Fall anzuzeigen und vertritt die Frauen, falls nötig, auch vor Gericht. Häufig ist jedoch auch eine außergerichtliche Einigung möglich. Natürlich berät sie auch in anderen rechtlichen Fragen wie beispielsweise Unterhaltsstreitigkeiten, Vaterschaftsanerkennungen, Scheidungen oder Erbschaftsstreitigkeiten.
Gynäkologische Sprechstunde und Beratung
Neben ihrer Arbeit im Gesundheitszentrum von El Viejo arbeitet die Gynäkologin Aleyda Ríos seit Jahren im Frauenzentrum mit. Ihr wichtigstes Anliegen ist dabei die Aufklärung über Verhütung, Schwangerschaft, sexuell übertragbare Krankheiten, AIDS und ähnliche Themen. In ihrer Sprechstunde bietet sie Untersuchungen und Beratungen an, die vor allem von Frauen wahrgenommen werden, die den Weg ins Gesundheitszentrum scheuen.
Angesichts der hohen Zahl an Teenagerschwangerschaften - ein Viertel der Frauen bekommt ihr erstes Kind vor dem 18. Lebensjahr - ist die Aufklärungsarbeit sehr wichtig. Hierzu kooperieren Gynäkologin Aleída Ríos und Psychologin Yessenia Pallavicine mit Schulen, beraten Jugendliche und ihre Eltern und laden zu Informationsveranstaltungen ein.
Vorschule:
Für die Kinder aus dem umliegenden Wohngebiet wurde im Frauenzentrum eine Vorschule eingerichtet, die von etwa 25 Kindern zwischen drei und sechs Jahren besucht wird. Die Kinder erhalten dort auch ein Frühstück, dessen Zutaten vom Erziehungsministerium finanziert werden und das die Eltern im Wechsel zubereiten.
Koordination
Nach dem Tod der langjährigen Leiterin des Zentrums, Eunice Villalobos, wurde die Koordination der Arbeit von Erica Solis übernommen, die sich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich im Frauenzentrum engagiert hat.
Nicaragua-Forum Heidelberg
IBAN: DE02 6725 0020 0001 5177 32 BIC: SOLADES1HDB
Stichwort: Frauenzentrum