Meldungen aus Nicaragua vom 10.03.2009

  1. Waldbrände in den westlichen Departments
  2. Internationaler Frauentag ruft vielfältige Reaktionen hervor
  3. Women Gather to Analyze Effects of Crisis
  4. Ortega Ortega Interviewed by David Frost
  5. Treffen der Regierung mit Privatunternehmer wegen Krisis
  6. Consumer Group Condemns Lack of Water
  7. Nicaragua signs a new offshore oil exploration deal

Waldbrände in den westlichen Departments

Mitglieder der nicaraguanischen Armee, zusammen mit Arbeitern der Ministerien für Umwelt und Fortwirtschaft, kämpften immer noch, um die Waldbrände, die Hunderte von Hektar Wald und Weideland in den westlichen Provinzen Leon und Chinandega zerstört haben, einzudämmen und zu löschen. Anfängliche Berichte der Zivilverteidigung besagten, dass, obwohl einige Brände jetzt gerade unter Kontrolle gebracht werden würden, große Sorge wegen des Brandes bestünde, der rund um den Vulkan El Hoyo wütete. Quellen berichteten, dass bis jetzt dieser Brand weiterhin mit aller Gewalt tobe, da er durch sehr starke Winde angefacht würde. „Alles in allem,“ hieß es in einem Bericht, „ sind die Arbeitsbedingungen sehr schwierig – und sehr gefährlich.“ Eine Reihe von Gemeinden waren durch die Flammen und den dichten Rauch direkt betroffen, unter ihnen Momotombo, La Chistata, La Paloma, La Montañosa, La Hoya und Las Pilas. Viele Einwohner waren gezwungen, den Ort zu verlassen, obwohl auch viele blieben, um das Wenige, das sie hatten, zu retten.

Ein Bürgermeister vor Ort, Alberto Mendez, der den Kampf der Feuerwehrleute als „einfach nur heldenhaft“ bezeichnete, sagte, dass alles, was getan werden könnte, getan würde, aber dass, solange die Winde nicht nachließen, die Feuer immer noch die Oberhand behalten würden. „Wenn Mutter Natur die Kontrolle übernimmt,“ sagte er, „ gibt es sehr wenig, was wir Sterblichen tun können.“ Außerdem würden Angehörige der Streitkräfte eingesetzt, erklärte er, Tanklaster mit 2000 Gallonen Wasser würden an die Orte der schlimmsten Brände als Unterstützung für die regulären Löschfahrzeuge, die schon über ihre Grenzen beansprucht seien, geschickt werden.

„Mit Erleichterung“ konnte Mendez verkünden, dass mehrere Brände an den Hängen des Vulkans Cosigüina weiter im Norden und Westen, die während der letzten paar Tage heftig gewütet hatten, jetzt unter Kontrolle gebracht werden würden. Jedoch sogar dorthin, sagte er, würden weitere Truppen geschickt werden, um vollkommen sicher zu gehen, dass die Feuer gelöscht würden.

Wie in anderen Teilen der Welt, besonders in Australien, sind die Brände in diesem Jahr von ungewöhnlicher Stärke. Trotz der Tatsache, dass das Wetter in der jüngsten Zeit für diese Jahreszeit zu kühl gewesen ist, war das Unterholz und der Wald schon trocken wie Zunder, und das kühlere Wetter hat die heftigen und böigen Winde mit sich gebracht, die eigentlich im Januar und frühen Februar üblicher sind. Gewöhnlich, nach dem stürmischen Beginn des Jahres, wird der März und der April zunehmend heiß und stickig, mit wenig, wenn nicht gar keinem Wind, windstill vor dem Einsetzen der sintflutartigen Regenfälle Anfang Mai. (Channel 4 TV 6, 8.März; La Prensa, 8.März)

Internationaler Frauentag ruft vielfältige Reaktionen hervor

Der Achte März, der Internationale Frauentag, wurde in Nicaragua mit gemischten Gefühlen gefeiert, wobei unter den Veranstaltungen eine von der FSLN organisierte Großdemonstration war, die durch das Zentrum von Nicaraguas Hauptstadt Managua führte.

Während die Beteiligung an dem Marsch weit entfernt von den Massenveranstaltungen der Vergangenheit war, stellt die tatsächliche Anzahl ( hunderte statt tausender) einen beachtenswerten Schritt nach vorne in einem Land und in einer Gesellschaft dar, die traditionell männlich orientiert gewesen sind. Frauen, angefangen von der sandinistischen Vizebürgermeisterin von Managua, Daisy Torres, bis zu Vertreterinnen der armen Stadtteile, füllten die Bühne, und eine nach der anderen riefen sie alle Nicaraguanerinnen auf, ihre vollen Rechte zu verlangen und den ihnen gebührenden Platz im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben des Landes einzunehmen.

Rosario Hernández, die Managuas sechsten Bezirk der Nicaraguanischen Kommunalbewegung repräsentierte, sagte stolz: „Wir in der Kommunalbewegung arbeiten nun schon pausenlos seit der Revolution von 1979. Wir arbeiten in den Bereichen Gesundheit und Bildung, bei der Beschaffung von sauberem Wasser, und wir sorgen dafür, dass die Menschen ihre Besitztitel für ihr Land bekommen. Aber hier und heute sollten wir besonders unsere Arbeit gegen Gewalt in der Familie, Gewalt gegen uns Frauen und gegen unsere Kinder feiern. Männer müssen begreifen, dass auch wir verzweifelt sein können, dass auch wir Arbeit brauchen, dass auch wir unsere Selbstachtung verlieren können; aber dass das keine Entschuldigung ist. Gewalt ist keine Antwort, sie macht nur die Kinder gewalttätig, und wir verewigen das Problem. Denkt daran, dass dies der 30. Jahrestag der Revolution und der 75. Jahrestag des Todes von General Sandino ist, des Menschen, der Nicaragua von den Kräften der Unterdrückung befreite, und der uns seither alle inspiriert hat, weiter auf allen Gebieten zu kämpfen. In seinem Geiste und dem seiner stärksten Helferin, seiner Frau Bianca Arauz, müssen wir weiterhin voranschreiten, zusammen, Männer und Frauen zusammen.“

Andere sprachen von den verschiedenen Regierungsprogrammen, besonders der kostenlosen Gesundheitsfürsorge und Ausbildung, den Programmen Null-Hunger und Null-Wucher, und sie sagten, dass diese begännen, Frauen von den traditionellen Lasten mehrfacher Arbeitsbelastungen zu befreien, ihnen ein Maß an Würde und Selbstvertrauen zu geben, das ihnen früher verweigert worden wäre, und eine Chance, das Los sowohl von ihnen selbst als auch von ihren Kindern zu verbessern.

Wie in der Tageszeitung La Prensa berichtet wird sagte die Feministin Sofia Montenegro: „Diese Programme, Null-Hunger und der Rest, sind reine Beruhigungspillen. Was hier in Nicaragua wirklich vor sich geht ist ein Abbau der Rechte der Frauen. Wir Frauen müssen hinaus in die Arbeitswelt, wir müssen unseren eigenen Weg gehen, gar nicht noch weiter an das Haus gebunden sein, indem wir uns um Schweine und Kühe ebenso wie um unsere Kinder kümmern müssen.“

Die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer am Marsch waren Frauen, nur hier und da ein paar Männer. Viele Sprecherinnen bemerkten, dass wenige Nicaraguaner, besonders Frauen, es sich leisten könnten, zu Demonstrationen zu kommen; wie eine von ihnen es ausdrückte: „Wenn wir Glück genug haben, Arbeit zu haben, verlieren wir unsere Jobs, wenn wir uns frei nehmen um mitzumarschieren; wenn wir keine Arbeit haben, muss das wenige Geld, das wir zusammenkratzen können, dafür verwendet werden, die Familie zu ernähren, und sicherlich nicht dafür, eine Sonderbusfahrkarte zu kaufen, um zu einer Demonstration im Zentrum der Stadt zu gelangen!“

Aber sie forderten, dass die Bewegung für die Rechte der Frauen in den kommenden zwölf Monaten sogar noch stärker werden solle, so dass in künftigen Jahren alle NicaraguanerInnen ein besseres Verständnis für das Geschlecht und die wechselseitigen Geschlechterrollen hätten. (TV-Kanal 4 und 10, 07. März; La Prensa, 08. März)

Treffen der Regierung mit Privatunternehmer wegen Krise

Sowohl Präsident Daniel Ortega als auch Vize-Präsident Jaime Morales Carazo werden sich in den kommenden Tagen mit dem Obersten Rat Privater Unternehmer (COSEP), Nicaraguas wichtigstem Gremium von Unternehmern, treffen, um über die Krise zu diskutieren, der das Land auf Grund des Zusammenbruchs des globalen Finanzsystems gegenübersteht. Weitere hochrangige Mitglieder der Regierung werden ebenso anwesend sein wie die Spitzenleute aus Handel und Gewerbe.

Bei der Ankündigung des Treffens sagte Carazo, dass Nicaraguas Exporte dramatisch gefallen seien, während gleichzeitig die Unterstützung für den Haushalt von den traditionellen internationalen Geberländern eingestellt oder aufgeschoben worden sei. Wenn man alle diese Fakten zusammennehme, sagte er, sehe sich Nicaragua einem Ausfall von grob 200 Millionen US$ gegenüber.

Darüber hinaus kündigte der Präsident der Zentralbank, Antenor Rosales, an, dass sein Haus ein Absenken von Nicaraguas internationalen Reserven um rund 40 Millionen US$ bis zum Jahresende einrechne, was eine Situation schaffe, die dazu zwingen würde, den nationalen Haushalt jetzt in der Nationalversammlung um zusätzliche 65 Millionen US$ nach unten anzupassen.

Eliseo Nuñez Morales, ein liberaler Abgeordneter im Zentralamerikanischen Parlament, forderte die Geschäftsleute auf, das einzunehmen, was er eine „ streitsüchtigere Haltung“ nannte, da „ die Krise nach den Wahlen“ ein bedeutender Faktor gewesen sei, der zur Einstellung der Unterstützung von Seiten internationaler Geber beigetragen habe. In einer kühlen Antwort stellte der Präsident von COSEP, José Adán Aguerri, knapp fest, dass die Unternehmer ihre Position zu diesem Thema schon klar ausgedrückt hätten, und dass sie jetzt verlangten, dass die gegenwärtige Situation als eine Angelegenheit von höchster Priorität angegangen werde. (TV-Kanal 10, 06. März; Radio La Primerísima, 6.März)


Dies ist eine auszugsweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Katherine Hoyt / Paul Baker.
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Übersetzung: Peter Schulz.
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