Meldungen aus Nicaragua vom 28.05.2007

  1. Ehemalige Bananen-Arbeiter wollen nicht kampflos sterben
  2. Einsetzung von Bürger-Räten am 19. Juli
  3. Spirit Airlines offers new low-cost Managua-Florida flights
  4. Bill to regulate the price of gasoline will be introduced next month
  5. Umweltschützer demonstrieren für den Schutz von Flüssen und Seen
  6. Affinity of Ortega and Lula in Nicaraguan-Brazilian relations
  7. Law for the adoption of Nicaraguan minors amended

Ehemalige Bananen-Arbeiter wollen nicht kampflos sterben

Zweihundert Bananen-ArbeiterInnen aus der Nordwest-Region Nicaraguas, die krank sind, weil sie Pestiziden ausgesetzt waren, unternehmen eine Demonstration nach Managua, um die Regierung aufzufordern, ihren Kampf für Entschädigung seitens ausländischer Firmen zu unterstützen.

Die Mehrheit der Demonstranten sind ältere ArbeiterInnen, die gesundheitliche Probleme haben, weil sie dem tödlichen Pestizid Nemagon ausgesetzt waren. Die Demonstration begann am Sonntag in Chichigalpa, 120 km von Managua entfernt; inzwischen nähern sich die Demonstranten der Hauptstadt, die sie am 1. Juni erreichen wollen.

Sie betonen, dass nichts sie von ihrer Absicht abbringen kann, nach Managua zu gelangen und die Unterstützung der Regierung einzufordern. Sie wollen erreichen, dass sich Großkonzerne wie Dole Fruit Company, Standard Fruit Company (eine Tochter von Dole), Dow Chemical, Shell Oil Company und Occidental Chemical vor Gericht für ihre Tätigkeit in Nicaragua zwischen 1970 und Mitte der achtziger Jahre rechtfertigen müssen.

Die ehemaligen Bananen-ArbeiterInnen wollen die Regierung auffordern, von den transnationalen Gesellschaften zu verlangen, dass diese für die Schädigung ihrer Gesundheit und für Umweltschäden aufkommen. Einer der Anführer der Protestaktion wies darauf hin, dass heutzutage Menschen sterben, weil das Wasser, das sie trinken, pestizid-belastet ist.

Die letzte Protest-Aktion erfolgte 2004, als Tausende kranker Arbeiter monatelang in dem Gebiet, das vor dem katastrophalen Erdbeben 1972 das Zentrum Managuas war, in schwarzen Plastik-Zelten kampierten.

Carlos González betonte voller Trauer, dass viele von denen, die diesen Kampf gegen die "Goliaths" der Bananen-Gesellschaften initiiert hatten, in den vergangenen zwei Jahren Krankheiten erlegen sind. In den vergangenen zehn Jahren sind 1 700 Menschen (400 von ihnen in den Jahren 2005-2007) gestorben als Opfer von Krankheiten, die laut González durch das Pestizid verursacht wurden.

Laut Staatsanwalt Hernán Estrada versprach die nicaraguanische Regierung am Dienstag einer Gruppe von 23 800 ehemaligen Bananenplantagen-ArbeiterInnen, sie darin zu unterstützen, dass sie eine Entschädigung für ihre gesundheitlichen Probleme erhalten. (La Prensa, 23. Mai)

Einsetzung von Bürger-Räten am 19. Juli

Elias Chevez, Vorsitzender der sandinistischen Partei von Managua, gab bekannt, dass Präsident Daniel Ortega plant, am 19. Juli in Städten und Dörfern rings im Land die viel diskutierten Bürger-Räte einzusetzen. "Wir wollen die Bürgern so organisieren, dass sie gegen Armut vorgehen und der Arbeitslosigkeit und allen anderen Problemen, die durch den Einsatz der Menschen gelöst werden können, den Kampf ansagen," erklärte Chevez im Fernseh-Kanal 4. Die Räte sind nach dem Modell direkter Demokratie, das in Venezuela praktiziert wird, konzipiert. Chevez sagte, dass sich in der vergangenen Woche 50 Stadtviertel von Managua entsprechend organisiert haben und dass er erwarte, dass bis 20. Juni alle Teile Managuas so organisiert sind.

Chevez erklärte, dass die Räte dafür sorgen sollen, dass Regierungsbeamte verantwortungsbewusst ihre Aufgaben erfüllen, und dass sie die Kompetenz haben, Beschwerden über Beamte, einschließlich Minister und hohe Regierungs-Angestellte, vorzubringen, "wenn diese sich übel verhalten oder Probleme nicht pflichtgemäß lösen." Er fügte hinzu, die Räte seien auch in lokalen Gesundheitszentren und öffentlichen Schulen vertreten, um sicher zu stellen, dass Gesundheitsfürsorge und Erziehung gebührenfrei seien und Medikamente zur Verfügung stehen. Rechte Kräfte und andere brachten jedoch ihre Besorgnis zum Ausdruck, dass sich die Räte in Regierungszellen verwandeln, die ihre Nachbarn ausspionieren. (El Nuevo Diario, La Prensa, 24. Mai)

Umweltschützer demonstrieren für den Schutz von Flüssen und Seen

Anlässlich des ersten Umwelt-Tages nahmen am 26. Mai über tausend Jugendliche und Erwachsene an einer Demonstration teil. Die Demonstration, die erste ihrer Art, wurde von Caritas und der Erzdiözese Managua organisiert, um "für die Liebe zur Natur einzutreten."

Kamilo Lara, einer der Organisatoren dieser Mobilisierung, berichtete, wer alles an der Demonstration teilnahm; dazu gehörten Angestellte des Bürgermeisteramts von Managua, StudentInnen der drei Universitäten von Managua und der Junge Umweltschutz-Klub sowie die allgemeine Bevölkerung, darunter viele, die von außerhalb der Hauptstadt angereist waren.

Die Demonstration begann am kontaminierten Tiscapa-Kratersee in der Hauptstadt, zog dann durch andere Gebiete der südlichen Stadtviertel und endete an der Kathedrale, wo ein Kulturprogramm durchgeführt und eine Messe abgehalten wurde.

Bischof Carlos Avilés las die Messe und hob in seiner Predigt hervor, wie wichtig es sei, dass die christliche Gemeinde sich den Erhalt der natürlichen Ressourcen zur Aufgabe macht, insbesondere den Schutz des Wassers. Demonstrationsteilnehmer aus verschiedenen zur Erzdiözese gehörenden Städten betonten, sie seien überzeugt, dass die Umweltverschmutzung und die Zerstörung natürlicher Ressourcen "ebenfalls Sünden sind".

Die Demonstration, für die der Slogan "Wasser ist Leben" gewählt worden war, lenkte die Aufmerksamkeit auf die großen Risiken und Bedrohungen, denen Nicaragua ausgesetzt ist, im Hinblick auf das Austrocknen von Flüssen und die Verschmutzung von Flüssen, Seen und Lagunen. Lara, für Umweltfragen zuständiger Direktor der Gruppe FUNDES Sur, wies darauf hin, dass viel zu wenig bekannt ist, dass 70% der nicaraguanischen Wasser-Ressourcen für kontaminiert erklärt worden sind.

Organisatoren der Demonstration wollen sich Gehör verschaffen, um zu erreichen, dass das Wasser-Gesetz, das vor mehreren Wochen in erster Lesung von der Nationalversammlung angenommen wurde, die endgültige Zustimmung der Regierung erhält und strikt durchgeführt wird. Die Verschmutzung dürftiger Wasser-Ressourcen bedroht das Ökosystem der Nation, einschließlich Flora und Fauna, erklärten diejenigen, die die Demonstration organisiert hatten.

Der nächste Umwelttag der katholischen Kirche wird den Schwerpunkt Aufforstung haben. Er wird anlässlich des Tages des Heiligen Franz von Assisi, des Patrons und Heiligen der Ökologie, im Oktober stattfinden. (El Nuevo Diario, 26. Mai; Radio la Primerísima, 26. Mai)

Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Melissa Schröder.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
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