Meldungen aus Nicaragua vom 03.09.2007

  1. Orkan Felix verwüstet Nordatlantik-Küste
  2. Government increases pressure on Exxon-Mobil but still no agreement with PETRONIC
  3. Schweden setzt Hilfe an Nicaragua aus
  4. Human Rights Watch: therapeutic abortion ban is an affront to international law
  5. Ortega and Chen Sui Bian sign political declaration
  6. Besorgnis über Verkauf großer Mengen Getreide an salvadorianische Zwischenhändler
  7. 2.000 Nemagon victims march in Managua to demand more and better medical attention
  8. First Commissioner of National Police inaugurates National Emergency Call Center

Orkan Felix verwüstet Nordatlantik-Küste

Am 4. September um 5.45 Uhr Ortszeit traf der Orkan Felix mit Windstärke fünf auf die Autonome Nordatlantik-Region (RAAN). Er verursachte Verwüstungen in Bilwi (Puerto Cabezas), der regionalen Hauptstadt, und in mindestens 75 Gemeinden der Region. Nach vorläufigen Berichten und unbestätigten Meldungen hat der Sturm, der eine Geschwindigkeit von 160 Meilen pro Stunde erreicht hatte, dazu geführt, dass in Bilwi Tausende von Häusern zerstört wurden, dass die lokalen Radio- und Fernsehstationen sowie der Flughafen-Tower zusammenbrachen, dass die Dächer der höchsten Gebäude, wie zum Beispiel der katholischen Kirche und des Gebäudes des obersten Wahlrats, einstürzten, zahlreiche Stadtviertel überflutet wurden und mindestens vier Schiffe im Meer untergingen. Antonio Joya, der Abgeordnete der Regierung in der RAAN, sagte: "Die Situation ist chaotisch; Puerto Cabezas ist einer völligen Zerstörung ausgesetzt."

Bilwi / Puerto Cabezas hat mehr als 63 000 Einwohner. Die meisten leben in Holzhäusern und behelfsmäßigen Unterkünften, die einem Orkan der Windstärke fünf kaum standhalten können.

Am Dienstagnachmittag, 4. September, wurden mehr als 500 Soldaten in die Region geschickt. Sie sollten die Evakuierung der Stadt und umliegender Dörfer und Gemeinden koordinieren. Nach vorläufigen Berichten wurde jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung Puerto Cabezas evakuiert; viele Leute zogen es vor, zu Hause zu bleiben.

Vergangene Nacht begaben sich eine Reihe Regierungsmitglieder und anderer Staatsbeamter nach Puerto Cabezas, darunter Gesundheitsministerin Maritza Cuan und der Leiter des Instituts für Katastrophen-Prävention und -Beobachtung (SINAPRED) Colonel Ramon Arnesto Sosa; sie wollten die Hilfsaktionen und die in die Wege geleitete Betreung derer, die von der Katastrophe betroffen waren, koordinieren. Aber die Regengüsse zusammen mit fehlendem Strom und Trinkwasser haben die Hilfs-Bemühungen bisher maßgeblich behindert.

Bisher liegen noch keine Nachrichten aus den ländlichen Gemeinden der Region vor, wo es wegen der schwierigen Lebensbedingungen der Menschen, die in Gebieten entlang den Flüssen wohnen, vermutlich zu noch schlimmeren Verwüstungen kam.

Am 4. September um 11 Uhr war "Felix" nach Osten abgezogen und hatte Waspam erreicht. Während der Orkan auf Windstärke drei zurückgegangen ist, verursachen wolkenbruchartige Regengüsse überall in der Region schlimme Überflutungen, und es besteht die unmittelbare Gefahr von Erdrutschen. Brooklyn Rivera, führendes Mitglied der indigenen Bevölkerung, sagte, die Situation in Waspam, das aus entlegenen indigenen Gemeinden besteht, sei "sehr schwierig", weil es sich als unmöglich erwiesen hat, die mehr als 3000 Menschen, die im gefährdetsten Gebiet leben, zu evakuieren. "Die Menschen dort befinden sich in ihren Hütten, und wir können zur Zeit nichts tun," bemerkte er.

Bisher wurde erst ein Orkan-Opfer gemeldet: In einem der Schutz-Unterkünfte in Bilwi starb am Morgen des 4. September ein neugeborenes Mädchen an Unterkühlung. Es ist zu befürchten, dass noch mehr Todesopfer gemeldet werden, wenn der Orkan vorbeigezogen ist und die Rettungsarbeiten in vollem Umfang beginnen können.

Am Morgen des 4. September hat sowohl die UNO als auch das Welt-Ernährungs-Programm Unterstützung zugesagt, durch die dem dringendsten Notstand abgeholfen und beim Wiederaufbau von Städten und Gemeinden, die vom Orkan zerstört wurden, geholfen werden soll. (Radio La Primerísima, 4. 9., Canal 2, 4. 9.)

Schweden setzt Hilfe an Nicaragua aus

Am 27. August gab die schwedische Botschaft in Managua bekannt, dass ihre Regierung beabsichtigt, die bilaterale Hilfe für Nicaragua vollständig auszusetzen. Laut Pressemeldungen der schwedischen Botschaft wird sich die Beendigung der Unterstützung schrittweise über einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren erstrecken.

Am 28. August gab die schwedische Botschafterin Eva Zetterberg eine Pressekonferenz. Dort sagte sie, die Entscheidung, die Hilfe an Nicaragua zu beenden, sei eine "politische Entscheidung", habe aber nichts mit dem jüngsten Regierungswechsel zu tun. Laut Zetterberg plant die schwedische Regierung, die Anzahl der Länder, die bilaterale Hilfe erhalten, von 70 auf 33 zu reduzieren, um "durch konzentrierte Anstrengungen für eine kleinere Anzahl von Ländern die Wirksamkeit der Hilfsgelder zu verbessern". Zetterberg sagte, ihre Regierung habe bei der Entscheidung, welche Länder weiterhin bilaterale Hilfe erhalten sollten, berücksichtigen müssen, wie viele Geberländer jedes Land hat. "Es hat sich gezeigt," sagte sie, "dass es für Nicaragua eine Geber-Gemeinschaft gibt.

Und nach den jüngsten Wahlen sind sogar noch mehr Geber aufgetaucht" (sie bezog sich dabei auf die bilateralen Vereinbarungen, die Präsident Daniel Ortega mit Taiwan, Venezuela und dem Iran unterzeichnet hat). "Für Nicaragua fehlt es nicht an Geber-Ländern." Laut Zetterberg hat die Entscheidung, die Hilfe für Nicaragua zu beenden, nichts mit dem Verbot des therapeutischen Schwangerschaftsabbruchs, das im vergangenen Jahr in Kraft trat, oder mit Korruption innerhalb des Justizsystems zu tun, obwohl, wie sie sagte, diese Dinge ihrer Regierung "Sorgen bereiten".

Hinter den USA, Japan und Dänemark ist Schweden das Land, von dem Nicaragua am meisten Geld erhält. Schweden gibt Nicaragua durchschnittlich im Jahr 40 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2006 setzte sich die schwedische Hilfe zusammen aus 8 Millionen US-Dollar für Gesundheitsprogramme, 33 000 US-Dollar für Bildungsprogramme, 5 Millionen US-Dollar für Forschung, 8 Millionen US-Dollar für die Arbeit der Regierung und für Menschenrechtsprogramme, 1,5 Millionen US-Dollar für Friedens- und Sicherheitsprogramme, 3,5 Millionen US-Dollar für Infrastruktur und Finanzen, 5,6 Millionen US-Dollar für natürliche Ressourcen und Umwelt, 10 Millionen US-Dollar für die Stützung des Haushalts und 1 Million US-Dollar für andere Projekte.

Antenor Rosales, Präsident der Nicaraguanischen Zentralbank, nannte die Streichung der Hilfsgelder "besorgniserregend". Er sagte, die Wirkung werde sich in Bereichen, denen die Hilfe in den vergangenen Jahren zugute gekommen ist, deutlich bemerkbar machen. "Aber wir haben immer gesagt, unsere Aufgabe, die Aufgabe aller Nicaraguaner, sollte es sein, uns in die Lage zu versetzen, unsere Probleme selbst zu lösen, so dass internationale Hilfe nur ein Element und nicht das wichtigste" für das Wohlergehen der Nation ist.

Ex-Außenminister Francisco Aguirre sagte, die Beendigung der schwedischen Hilfe sollte dazu führen, dass in Nicaragua Alarmglocken läuten. "Es ist wichtig, dass wir uns endlich aufgrund unserer eigenen Anstrengungen entwickeln. Nicaragua hängt mehr am Tropf internationaler Hilfe als irgendein anderes Land auf dem amerikanischen Kontinent, dreimal mehr als Haiti," betonte Aguirre.

Vizepräsident Jaime Morales Carazo spielte indessen die Bedeutung der Hilfsgelder-Streichung herunter. Er meinte: "Während die Hilfe von einer Seite gekürzt wird, erhalten wir vermehrt Hilfe von anderer Seite." Damit bezog er sich auf die Zunahme der Hilfe seitens Venezuelas, Taiwans und Dänemarks. (El Nuevo Diario, 28. - 30. 8.; Radio 580, 27. 8.)

Besorgnis über Verkauf großer Mengen Getreide an salvadorianische Zwischenhändler

Amilcar Navarro, Präsident des Verbands Nicaraguanischer Kaffee-Farmer (UNICAFE), ist besorgt über das, was sich auf den Märkten überall in der Nordregion Nicaraguas abspielt. Laut Navarro, der gerade eine Rundreise durch die nördlichen Kaffee-produzierenden Regionen des Landes beendet hat, kann man regelmäßig lange Schlangen salvadorianischer Lastwagen in der Nähe der Märkte von Estelí, Matagalpa, Nueva Segovia und Jinotega sehen, die darauf warten, möglichst viele 100-Libra (= 460 gr.)-Säcke roter Bohnen und anderer Getreidesorten zu kaufen.

Navarro erklärt, dass die salvadorianischen Aufkäufer beträchtlich mehr zahlen als den normalen Preis, den lokale Händler für Bohnen zahlen. Das führe dazu, dass der Preis auf den lokalen Märkten steigt und das Angebot knapp wird. Er sagte, es sei unmöglich zu schätzen, wie viel an lebenswichtigem Getreide, das im Norden des Landes produziert wird, auf diese Weise exportiert wird, aber er sei überzeugt, dass die noch nie da gewesene Höhe des Preises für Bohnen (derzeit 0,56 US-Dollar pro Pfund) auf das , was im Norden vor sich geht, zurückzuführen ist.

In dieser Woche stiegen die Preise für Bohnen, Mais, Zucker, Öl, Käse und Reis. Das Pfund Mais kostet derzeit 0,33 US-Dollar, so viel wie nie zuvor, das Pfund Reis 0,42 US-Dollar und das Pfund Zucker 0,25 US-Dollar. (El Nuevo Diario, 28. 8.)

Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Hannah Given-Wilson.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung dieser Ausgabe: Agnes Bennhold. Zur Finanzierung dieses Informationsdienstes überweisen regelmäßige Leser bitte jährlich 45 Euro (Komitees 60 Euro) an das Nicaragua-Forum. Rechnung auf Anfrage möglich.

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