Meldungen aus Nicaragua vom 10.07.2006

  1. MRS nominiert Edmundo Jarquín mit Carlos Mejia Godoy als Vize
  2. Carter visits Nicaragua while poll shows Ortega in the lead
  3. Opinions differ on prospects for Nicaraguan economy
  4. Energie-Krise: "Wir leben in einer katastrophalen Situation!"
  5. Nicaragua ready to produce bio-diesel
  6. World Bank says Nicaragua needs to exploit forests rationally

MRS nominiert Edmundo Jarquín mit Carlos Mejia Godoy als Vize

Nachdem Herty Lewites, der Präsidentschaftskandidat der Sandinistischen Erneuerungsbewegung (MRS), in seinem Wohnort Jinotepe beerdigt worden war, in einem Sarg, der sowohl mit der blau-weißen Fahne Nicaraguas als auch der rot-schwarzen der Sandinisten bedeckt war, wurden weitere Einzelheiten über die Ursachen seines Todes am Sonntag, 2. Juli, bekannt. Dr. Daniel Rivas, Lewites' Kardiologe, erklärte, dass seinem Patienten am Samstag, dem Tag vor seinem Tod, Darm-Polypen entfernt worden seien, dass er aber am Sonntagmorgen in stabilem Zustand nach Hause zurückgekehrt sei. Als Lewites am Sonntagnachmittag aufgrund, wie der Arzt sagte, zweier ernsthafter Arrhythmien das Bewusstsein verlor, wurde er in das Vivian-Pellas-Krankenhaus in der Hauptstadt gebracht, wo er um 16.50 Uhr starb. Lewites hatte seit langem mit Herzproblemen zu tun. Seinen ersten Herzanfall hatte er im Alter von 30 Jahren und einen weiteren als Bürgermeister von Managua im Jahr 2002. Er hatte mehrere By-Pass-Operationen und trug einen Herzschrittmacher. Seine Ärzte hatten ihm gesagt, dass eine Präsidentschaftskandidatur sein Herz möglicherweise zu sehr belasten würde, aber er bestand darauf. Rivas sagte: "Er führte sein Leben in der bisherigen Weise fort und hatte seit seiner letzten Herz-Attacke alle 1-2 Wochen eine Kontroll-Untersuchung."

Das Exekutivkomitee der Sandinistischen Erneuerungsbewegung (MRS) gab am 3. Juli bekannt, dass Edmundo Jarquín, der bisher der Vizepräsidentschafts-Kandidat der Partei gewesen ist, die Rolle des Präsidentschafts-Kandidaten übernehmen würde, während der bekannte Sänger und Liedermacher Carlos Mejia Godoy an die Stelle Jarquíns als Vizepräsidentschafts-Kandidat treten würde. Victor Hugo Tinoco, einer der führenden Leute der Gruppe, sagte, die Entscheidung sei einstimmig getroffen worden. Sie wird voraussichtlich auf einem Partei-Kongress im Laufe der nächsten Woche bestätigt werden. Bei der Annahme seiner Nominierung sagte Jarquín: " Mein Vorteil ist, dass ich, auch wenn ich kein junges Gesicht habe, in der Politik ein neues Gesicht bin. Die Leute haben so genug von den alten Politikern und der alten Politik in Nicaragua, dass das ein Vorteil sein könnte." Er sagte, er habe persönlich Carlos Mejia Godoy als seinen Mitkämpfer vorgeschlagen.

Emmet Lang, Vizepräsident des Obersten Wahlrats, sagte, dass eine Partei nur unter extremen Umständen einen Kandidaten durch einen anderen ersetzen könne; das trifft aber, wie es scheint, derzeit bei der MRS zu. Der politische Kommentator Carlos Tunnermann sagte, Artikel 3 und 145 des Wahlgesetzes lege fest, dass Kandidaten "im Fall von Rücktritt, endgültiger Abwesenheit oder anhaltender Unfähigkeit" von ihren Parteien ersetzt werden könnten.

US-Botschafter Paul Trivelli nahm an der Beerdigung von Lewites teil und sagte, mit seinem Tod "verlor Nicaragua einen großen Nicaraguaner, eine guten Freund und einen großen lokalen demokratischen Helden." In einer Erklärung aus der US-Botschaft wurde hinzugefügt: "Nicaragua hat einen tapferen Anführer verloren, dessen Vision von der Zukunft hell und vielversprechend war. Wir alle betrauern diesen großen Verlust."

Der frühere nicaraguanische Armee-Chef Joaquin Cuadra sagte: " Im Moment gibt es zwei, die vom Tod Lewites' profitieren: Daniel Ortega und Eduardo Montealegre; denn Herty hat Ortega Stimmen weggenommen, und andererseits gibt es Lewites-Unterstützer, die zum unentschiedenen Teil der nicaraguanischen Gesellschaft gehören, und insofern Montealegre für den Anti-Pakt-Kampf steht, wäre es natürlich, wenn sie sich ihm anschlössen." (El Nuevo Diario, 4. Juli; La Prensa, 4., 5. Juli)

Energie-Krise: "Wir leben in einer katastrophalen Situation!"

Am 8. Juli berichtete El Nuevo Diario, dass das nationale Energie-Defizit, das Nicaragua erreicht hat, 114 bis 120 Megawatt beträgt, was die Tageszeitung als "nationalen Notstand" bezeichnete und hinzufügte: "Wir leben in einer katastrophalen Situation!" (Der nationale Verbrauch in der Spitzenzeit von 20 Uhr beträgt 444 Megawatt.) Die Zeitung betonte, dass die Elektrizität kam und ging, es könne Tag oder Nacht sein; die Zeiten seien nicht vorhersehbar. Dadurch entstünden überall im Land sowohl in kleinen Familienbetrieben als auch im industriellen Sektor Schäden in so großem Ausmaß, dass die nationale Produktion davon ernsthaft betroffen ist. Eine weitere Folge des Stromausfalls war eine Zunahme von Verbrechen im Schutz der Dunkelheit, wenn in den Städten die Straßenlampen ausgehen. Der Strom sollte zu bestimmten Zeiten ausgeschaltet werden, aber die Leute klagen darüber, dass die Elektro-Gesellschaft die Zeiten nie einhält.

Anfang der Woche hat das Nicaraguanische Energie-Institut (INE), die Kontroll-Behörde, bekannt gegeben, dass Union Fenosa, die spanische Gesellschaft, die die Verteilung von Nicaraguas Elektrizität übernommen hat, für die zweite Jahreshälfte 2005 und die erste Hälfte 2006 die Rechnungsbeträge der Verbraucher herabsetzen und Geschäfte und Haushalte entschädigen müsse.

Die nicaraguanische Handelskammer schätzte, dass der Handel aufgrund der Energie-Krise um 40% abgenommen hat. Enrique Hernandez, Besitzer eines kleinen Lebensmittelgeschäfts in Ciudad Sandino, berichtete, dass ihm in den vergangenen zwei Wochen aufgrund der Tatsache, dass die Kühlanlagen ausfielen, an Fleisch, Milch und anderen Nahrungsmitteln viel verdorben sei, und das sei für ihn ein großer Geldverlust. Er forderte den Obersten Rat Privater Unternehmen (COSEP) auf, sich mit Nachdruck für die Kleinst-, Klein- und mittleren Betriebe ebenso wie für den Bereich der Großbetriebe einzusetzen. Es wurde darauf hingewiesen, dass Tausende von Frauen, die durch Bügeln ihren Lebensunterhalt verdienen, ihres Einkommens beraubt sind.

Auch die Wasserversorgung der Bewohner ist von dem Elektrizitätsmangel betroffen; denn ohne Strom können die Pumpen der Wassergesellschaft nicht funktionieren. Jeden Tag, wenn die Lichter ausgehen, verlieren ganze Stadtviertel ihre Wasserversorgung.

Ruth Herrera, die Koordinatorin des Konsumenten-Netzwerks, erklärte, dass Mitglieder der Nationalversammlung ein größeres Interesse an ihrer Wiederwahl als an der Lösung der Krise haben. Sie fügte hinzu, dass COSEP, der bei Streikaktionen wegen verlorener Einkommen protestiert, nicht den nötigen Druck auf Union Fenosa ausübt, damit diese das Problem löst, indem sie Energie auf dem zentralamerikanischen regionalen Markt kauft. Herrera sagte, die Gesellschaft sei aufgrund des ursprünglichen Vertrags, durch den sie die Konzession zur Übernahme von Nicaraguas Energie-Verteiler-System erhalten hat, dazu verpflichtet. Am 6. Juli wurde zur Verwunderung vieler berichtet, dass der Vertrag und seine Ergänzungen (aus dem Jahr 2000), in dem Union Fenosas Verpflichtungen festgelegt sind, verloren gegangen sei. David Castillo, der Leiter von INE, sagte, er habe den Vertrag und seine Ergänzungen genau geprüft und daraus geschlossen, dass die internationale Gesellschaft nicht allen ihren Verpflichtungen nachgekommen ist, aber dass eine weitere Prüfung des Vertrags nötig sei. Das werde möglich sein, sobald er wieder aufgetaucht ist.

Es heißt, dass Schulen sich über die Gesundheit ihrer Schüler Sorgen machen, weil das Wasser für Toilettenspülungen und um sich die Hände zu waschen, fehlt. Laboratorien mussten schließen, weil sie die Proben von Patienten nicht aufbewahren konnten. Verantwortliche für Blutbanken des Roten Kreuzes berichteten, dass sie in Sorge seien, dass Blut, das für Patienten in Krankenhäusern gespendet wurde, verdirbt. Beamte des Gesundheitsdienstes in Leon berichteten, dass sie besorgt sind, weil ein Virus, der Durchfall verursacht, aufgetreten ist, der nur dadurch bekämpft werden kann, dass man Hände und Nahrungsmittel gründlich wäscht, und das ist jetzt während des größten Teils des Tages schwierig bis unmöglich.

Am 5. Juli gab Erwin Kruger, Präsident von COSEP, Einzelheiten des Energie-Plans bekannt, den die Inter-Institutionelle Kommission vorgeschlagen hat. Er sagte, sobald die Nationalversammlung das nötige Geld für die Anschaffung zur Verfügung stellt, würden im ganzen Land an Haushalte und Geschäfte Energie-Spar-Birnen verteilt werden. Kruger forderte die Nationalversammlung außerdem auf, eine Reihe von Gesetzen zu beschließen, die Investitionen im Energie-Sektor voranbringen, dazu gehören das Gesetz über Elektronik-Handel, das allgemeine Wasser-Gesetz, das Gesetz gegen Betrug im Energie-Bereich, das Geothermik-Reform-Gesetz und das Bio-Kraftstoff-Gesetz. (La Prensa, 7. Juli; El Nuevo Diario, 4., 6., 7., 8., 9. Juli)

Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Hannah Given-Wilson.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung dieser Ausgabe: Agnes Bennhold. Zur Finanzierung dieses Informationsdienstes überweisen regelmäßige Leser bitte jährlich 45 Euro (Komitees 60 Euro) an das Nicaragua-Forum. Rechnung auf Anfrage möglich.

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