Meldungen aus Nicaragua vom 10.01.2005

  1. Political Tension Rises as Politicians Prepare for Dialogue
  2. Presidency of National Assembly goes to the Sandinistas
  3. ENACAL to Discuss Bids in More Detail
  4. Politicians Reject IDB Report on Money Laundering
  5. Nicaragua: in den Händen von Drogenhändlern
  6. Preis für eingeführte Medikamente soll 2005 um 6,3% steigen
  7. Teachers Warn Full Strike Likely To Go Ahead
  8. 2005 kommen 152 000 Babys auf die Welt

Nicaragua: in den Händen von Drogenhändlern

Laut einem Bericht, den der Rat für Angelegenheiten der Hemisphäre (RAH) kürzlich über Aktivitäten des Drogenhandels in der amerikanischen Hemisphäre veröffentlicht hat, sind die Behörden in Guatemala und Nicaragua dabei, den Kampf gegen den internationalen Drogenhandel zu verlieren. Die US-Regierung wurde von den Autoren hart kritisiert; sie habe nicht das geringste Interesse an dem Problem, das der internationale Drogenhandel in Zentralamerika darstellt und das sich laut RAH in den letzten fünf Jahren zugespitzt hat.

Fast 100% der für die Vereinigten Staaten bestimmten Drogen aus südamerikanischen Ländern wie Kolumbien nehmen ihren Weg durch Guatemala und Nicaragua, wo ihr Weitertransport von einem organisierten Netzwerk geplant und gemanagt wird. Während diese Situation in Guatemala seit vielen Jahren bekannt ist, stellt sie in Nicaragua ein verhältnismäßig neues Problem dar. Ernsthafte Mängel bei der finanziellen Ausstattung der nicaraguanischen Polizei haben zu einem unvorhergesehen hohen Maß an Korruption geführt, und in den USA besteht kein Interesse daran, wirklich effektive Maßnahmen gegen diesen illegalen Handel zu ergreifen und zu unterstützen.

Der Kampf gegen den Drogenhandel auf dem amerikanischen Kontinent ist, wie ein RAH-Mitglied es formuliert, wie "ein Fußball-Match zwischen einem Schüler-Team und den weltbesten professionellen Fußballspielern". "Eine unterfinanzierte Polizei, der jegliche Unterstützung fehlt und die kaum Kontakt zur nationalen Armee hat, kann unmöglich hoffen, den Kampf gegen die lateinamerikanischen Drogenhändler zu gewinnen, denen unbegrenzt Geld zur Verfügung steht und die von einem weiten und wohlorganisierten Netzwerk, das sich über den ganzen Kontinent erstreckt, unterstützt werden.

RAH-Mitglieder betonen, dass das Ausmaß und die Einzelheiten des Problems in Washington bekannt sind, aber "die US-Regierung tut nichts. Für sie gibt es andere Prioritäten wie zum Beispiel CAFTA (das zentralamerikanische Freihandelsabkommen, d. Übers.)," erklärte Christina McIntosh, ein/e der AutorInnen des Berichts.

Die jüngste Zunahme des Drogenhandels in Nicaragua hat schlimme Auswirkungen auf die nicaraguanische Gesellschaft, weil dadurch die Drogenabhängigkeit, vor allem unter jungen Leuten, zunimmt. Die Drogenhändler nutzen eine zunehmende Anzahl städtischer Gangs für ihre schmutzigen Geschäfte aus und belohnen sie mit Drogen, Waffen, Geld und der Fähigkeit, andere einzuschüchtern. (El Nuevo Diario, La Prensa, 5. 1. 05)

Preis für eingeführte Medikamente soll 2005 um 6,3% steigen

Nicaraguanische Apotheker wurden am 4. Januar informiert, dass Ende des Monats importierte Medikamente voraussichtlich teurer werden. Wegen der im Rahmen der Weltwirtschaft erfolgten Wertminderung des Cordoba sollen alle im Ausland produzierten Medikamente mindestens um 6,3% teurer werden. Im Jahr 2004 erhöhten sich die Medikamenten-Preise offiziell um 6,77%, obwohl viele Medikamente tatsächlich um bis zu 25% teurer wurden.

Alberto Lacayo, ein Apotheker, der in Managua arbeitet, sagte, ihm sei auch zu Ohren gekommen, dass die in nicaraguanischen Laboratorien produzierten Medikamente im März ebenfalls um 3% teurer würden, da die Materialien, die in den Laboratorien benutzt werden, importiert werden und deshalb ebenfalls von der Wertminderung des Cordoba betroffen sind. Lacayo klagt: "Für die Mehrheit der Nicaraguaner wird das zu einem ernstzunehmenden Problem, wenn man an die Armut denkt, in der sie leben. Medikamente sind viel zu teuer; man muss davon ausgehen, dass die meisten Nicaraguaner sie sich nicht mehr leisten können; alle, die nicht das Glück haben, Politiker oder Richter zu sein, werden ohne die nötige ärztliche Behandlung sein, wenn sie krank werden."

Eine Gruppe von Apothekern ist zusammengekommen und fordert das Ministerium für Industrie und Handel (MIH) auf, die Gewinnspannen, die den Grossisten bleiben, zu revidieren. Laut Lacayo arbeiten die Grossisten derzeit mit Gewinnspannen zwischen 50 und 55%; er fordert: "MIH muss diese Gewinnspanne reduzieren, um zu erreichen, dass ärztliche Behandlungen billiger werden." (El Nuevo Diario, 5. 1. 05)

2005 kommen 152 000 Babys auf die Welt

Das Nicaraguanische Institut für Statistik und Zensus (INEC) schätzt, dass in diesem Jahr im Land 152 000 Babys geboren werden. 2004 betrug die nicaraguanische Bevölkerungszahl 5 374 820; diese Zahl wird, laut INEC, im Jahr 2005 auf 5 483 447 steigen. INEC sagt außerdem voraus, dass in den nächsten zwölf Monaten der Zuzug in die Städte gewaltig zunehmen wird, weil es in den ländlichen Gebieten an Arbeit, Nahrung, Wasser, Schulen und medizinischen Einrichtungen mangelt.

Die große Mehrheit der Kinder, die in diesem Jahr auf die Welt kommen, werden in arme oder extrem arme Familien hineingeboren, und ein hoher Prozentsatz wird während der Kindheit an Unterernährung leiden. Laut Luis Blandon, dem INEC-Verantwortlichen für sozio-demographische Statistiken, trifft die hohe Geburtenrate vor allem für die Karibikküste, Rio Blanco, Matagalpa, Jinotega und Chinandega zu, Gebiete, in denen derzeit ein Elternpaar durchschnittlich fünf bis acht Kinder hat.

Blandon weist darauf hin, dass "die Befriedigung der Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung für die Regierung eine fast unmögliche Herausforderung" darstellt, vor allem, wenn man an die derzeitigen Probleme in Gesundheitsversorgung und Erziehungswesen denkt, Probleme, deren Lösung in naher Zukunft unwahrscheinlich ist.

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass im Jahr 2050 Nicaragua eine Bevölkerungszahl von 11,6 Millionen verzeichnet, eine Situation, die einen extremen Mangel an Naturressourcen, wie zum Beispiel Wasser, nach sich ziehen wird. Blandon glaubt, dass zu diesem Zeitpunkt bereits viele Naturressourcen völlig erschöpft sein könnten.

Mit der Zunahme der Bevölkerung werden sich unausweichlich die Lebensbedingungen verschlechtern. "Wir sind Zeugen einer raschen Wüstenbildung in unserem Land," sagt Raomir Manzanares, Sekretär des Technischen Rats der Vereinigung Junger Umweltschützer. Er sagt voraus, dass das Ausmaß der Luft- und Wasser-Verschmutzung unerträgliche Ausmaße annehmen wird und dass die landwirtschaftlich genutzten Böden in naher Zukunft vollständig erschöpft sein werden.

Derzeit beträgt das Ausmaß der in Armut lebenden Weltbevölkerung 51,9 %, und seit 2001 hat die Anzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, jedes Jahr um 5,7% zugenommen. In Managua leben 20% der Bevölkerung in extremer Armut. (La Prensa, 10. 1. 05)

Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Hannah Given-Wilson.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung dieser Ausgabe: Agnes Bennhold. Zur Finanzierung dieses Informationsdienstes überweisen regelmäßige Leser bitte jährlich 45 Euro (Komitees 60 Euro) an das Nicaragua-Forum. Rechnung auf Anfrage möglich.

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