Meldungen aus Nicaragua vom 05.07.2004

  1. Anhaltende Regenfälle
  2. Neuer Preisrekord für Kaffee
  3. FSLN Offers Total Support to Cuba
  4. Situation von Emigranten verschlechtert sich
  5. Union Members Prosecuted Based on False Charges
  6. Small and Medium-Sized Companies need $128 million to survive
  7. Nicaragua and Honduras Work Together to Protect Forests

Anhaltende Regenfälle

Weiterhin sind die Regenfälle das Wichtigste, was in dieser Woche zu berichten war; im Zusammenhang damit veröffentlichte die Regierung Statistiken, die die Schäden verharmlosen, während Umweltschützer das Abholzen als eine der Hauptursachen für die Schlammlawinen und die Überschwemmungen bezeichnen.

Aus dem zentralen nördlichen Hochland wird gemeldet, dass am Musun-Berg 25 Menschen durch Schlammlawinen umkamen. Zählt man die Vermissten dazu, dann könnte sich die Todesrate auf 54 erhöhen. Im ganzen Land sind 5 300 obdachlos geworden, die Hälfte davon im Río-Blanko-Gebiet, das derzeit von der Regierung mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt wird. In Prizapolka, Nicaraguas ärmstem Kreis, sind 27 indigene Gemeinden von Überschwemmungen und dem Verlust ihrer Ernten betroffen. Wenige Gegenden des Landes haben den Beginn der Regenzeit ohne Verluste überstanden. Managua hatte seinen eigenen Mini-Musun-Berg, als ein Felsblock von 5-7 Metern Durchmesser auf eine Verkehrsstraße stürzte. William Martinez, ein Geologe, sagte, dass "98 Prozent der Todesfälle vermeidbar wären", wenn die Menschen die Art des Geländes und die Gefahren heftigen Regens beachten würden.

Am Samstag, als der Regen nachließ und in Jalapa und anderen Gebieten die Sonne sich zeigte, verharmloste die Regierung die Schäden, die die landwirtschaftliche Produktion erlitten hatte. Das Ministerium für Landwirtschaft, Fischfang und Forstwirtschaft (Mag-For) gab Zahlen heraus, nach denen die Ernte auf 52.700 von landesweit 727.600 Morgen Land, das heißt, auf 7,3 % des Anbaugebiets, betroffen ist. Am meisten betroffen waren die Grundnahrungsmittel, die für die meisten Nicaraguaner der Hauptbestandteil ihrer Nahrung sind. Im Departamento Estelí beispielsweise waren 36,5 % der Bohnenernte und 33 % der Maisernte betroffen. Die Departamentos Madriz, Matagalpa und Boaco meldeten Verluste von fast 20 %.

"Die Folgen sind ähnlich wie im letzten Jahr, wo wir eine gute Ernte erzielten," sagte Landwirtschaftsminister Jose Augusto Navarro: "allerdings kommt es jedes Jahr zu Verlusten. Glücklicher Weise waren die Verluste in diesem Jahr relativ niedrig."

Dem offiziellen Optimismus widersprachen allerdings Schätzungen seitens der Produzenten. Juan Alvar Munguia, der Präsident der Vereinigung der Landwirtschafts- und Fischerei-Produzenten Nicaraguas (UPANIC), schätzte, dass ein Drittel der Produktion landesweit verloren ging, und Alvaro Fiallos von der Vereinigung der Farmer und Viehzüchter (UNAG) schätzte die Verluste auf etwa 30 %.

Rafael Lara, Mitarbeiter von La Prensa, ist der Meinung, dass die landwirtschaftlichen Schäden und die Todesfälle keine Unfälle, sondern die Folge "brutaler Abholzung sind". Er wies darauf hin, dass jährlich 1 200 Quadratkilometer Wald verschwinden. Besonders schlimm seien Abholzung und fragwürdige landwirtschaftliche Methoden flussaufwärts der Flusswindungen des Rio Grande de Matagalpa, Rio Coco, Rio Escondido, Rio Prinzapolka, Rio Kurinwas, Rio Estero Real und Rio Negro, Gebiete, die die schlimmsten Regenschäden erlitten haben.

Nach offiziellen Angaben besaß Nicaragua 1983 eine Waldfläche von 76 668 Quadratkilometern. Im Jahr 2000 war diese Fläche um 27 % auf 55 977 Quadratkilometer reduziert. Das entwaldete Land wurde vor allem für Ackerbau und Siedlungen genutzt. Das Umweltministerium (Marena) kommt in einer Analyse zum Ergebnis, dass zwischen Aktivität seitens der Menschen und Nachwachsen des Waldes ein Ungleichgewicht besteht; und dass auch in Schutzgebieten Abholzung und Entwaldung zunehmen. Das reduziert die Produktion von durch Wasserkraft erzeugter elektrischer Energie, macht es nötig, dass der Staat zur Gewinnung von Trinkwasser mehr Geld investiert, lässt die Armut in ländlichen Gebieten anwachsen und führt zu Wanderbewegungen in der Landwirtschaft. (El Nuevo Diario, 28. Juni, 3. Juli; La Prensa, 29., 30. Juni, 1., 2., 3., 4. Juli)

Neuer Preisrekord für Kaffee

Achtundzwanzig Einkäufer aus zehn verschiedenen Ländern nahmen an der elektronischen Versteigerung anlässlich des "Cup of Excellence-Wettbewerbs" teil, bei dem Nicaraguas bester Kaffee zum Rekordpreis von 1 250 Dollar pro Zentner gekauft wurde. Nach nur vier Stunden Versteigerung verkaufte Daniel Canales, Farmer einer kleinen Kaffee-Farm in Pueblo Nuevo, Estelí, seine 3000 Pound (1 pound = 454 gr.) an Stumpton Coffee Roasters Intelligentsia für nicht weniger als 37 500 Dollar.Der Koordinator des Wettbewerbs, Erwin Mierish, bestätigte, dass der bisherige Rekord vor zwei Jahren während der ersten elektronischen Auktion mit 1 175 Dollar pro Zentner erzielt worden ist. Der zweite Preis dieses Jahres wurde für die Ernte von David Izaguirres aus San Juan de Rio Coco, Madriz, vergeben. Die japanische Gesellschaft Maruyana Coffee, Teil der Mikatajuku-Gruppe, kaufte diesen Kaffee für 795 Dollar.

Diese Preise sind erstaunlich, wenn man bedenkt, dass am gleichen Tag, an dem sie verkündigt wurden, konventioneller Alltagskaffee auf dem internationalen Markt für 72,25 Dollar verkauft wurde. Nach diesem ungewöhnlichen Vorgang sagte Canales sehr bewegt, er werde den Gewinn für seine Farm, für die Verbesserung seiner Kaffee-Produktion, für seine einfache Verarbeitungsanlage und für sein kleines Haus verwenden.

Nicaraguanischer Kaffee hat mit seinen Preisen den seines Nachbarlands El Salvador, das seine eigene elektronische Auktion letzte Woche abhielt, bei weitem übertroffen. Das beste Angebot, das El Salvador erhielt, war 689 Dollar pro Zentner. Honduras und Guatemala werden ihre Auktionen am 13. Juli abhalten, aber es scheint, dass Nicaragua im Hinblick auf die Preise in Zentralamerika mit weitem Vorsprung die Spitzenstellung einnimmt. (La Prensa, 2. Juli)

Situation von Emigranten verschlechtert sich

Die Probleme hinsichtlich der Situation der Migranten in Zentralamerika nehmen zu, während sich die Regierungen der Region erschreckend gleichgültig dazu verhalten; deshalb haben sich Fachleute innerhalb des Zentralamerikanischen Emigranten-Netzwerks zusammengetan, um einen Plan für Entwicklung und soziale Integration voranzutreiben, durch den die Probleme konsequenter und realitätsbezogener angegangen werden sollen. Johannes Kniffiki, Experte auf diesem Gebiet, erklärt, dass, zusätzlich zur Tatsache, dass sich die Regierungen völlig passiv verhalten, auch die sozialen Gruppen unfähig sind, die Herausforderungen gezielt und intelligent anzugehen, die mit der Welle an sozialer Gewalt, Arbeitslosigkeit, Prostitution, Terrorismus und Drogenabhängigkeit einhergehen, die derzeit die Gebiete mit hoher Immigrationsrate überzieht.

Eine wachsende Anzahl nicaraguanischer Immigranten, etwa eine halbe Million, halten sich in Costa Rica auf, vor allem im Umfeld der Hauptstadt und in den angrenzenden Gebieten. Die Größe der Siedlungen und Gemeinden, die vorwiegend von Immigranten bewohnt sind, wie zum Beispiel La Carpia, Cristo Rey, Paso Ancho, wachsen mit unkontrollierbarer Schnelligkeit. Diese Immigranten verdienen sich ihren Unterhalt als billige Haushaltshilfen in den reichen Familien Costa Ricas und als billige Arbeitskräfte im Baugewerbe oder in der Zucker- oder Kaffee-Ernte. Oft werden auch Frauen und Kinder zur Prostitution eingesetzt, eine Praxis, zu der es vor allem in den Grenzgebieten kommt.

Schätzungsweise 15 000 NicaraguanerInnen sind nach El Salvador emigriert (von insgesamt 120 000 ZentralamerikanerInnen, die dorthin emigriert sind); eine Anzahl von ihnen arbeitet dort, um ihren Aufenthalt im Land zu legalisieren. Auch in einigen Gebieten von El Salvador entdeckte man eine alarmierend hohe Zahl an Frauen und Kindern, die als Prostituierte arbeiten; das geht oft Hand in Hand mit Drogenabhängigkeit, Arbeitslosigkeit und zunehmender Gewalt. Unglücklicherweise gibt es dort nur sehr wenige Stellen oder Organisationen, die in der Lage oder willens sind, sich mit diesen Problemen zu befassen. Einige Kirchen haben für die Bedürftigsten einen Teil ihrer Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, aber ihre Erfahrung und die Räume, die sie anbieten können, reichen nicht im entferntesten aus, um die schwerwiegenden Probleme in den Griff zu bekommen. Viele weitere Leute aus Honduras, El Salvador und Kolumbien verlassen ebenfalls ihre Heimat, um in benachbarten Ländern zu leben.

Die Emigranten-Koalition, ein nicaraguanisches Bündnis, das gegründet wurde, um sich mit den Problemen, die mit der zunehmenden Migration verbunden sind, zu befassen, war bisher nicht in der Lage, konkrete Vorschläge zu machen. Mit der Verschlechterung der Situation im Verlauf der vergangenen Jahre wird es jedoch höchste Zeit, dass die Regierungen aktiv werden und den Immigranten mit sozialen Hilfen unter die Arme greifen. (El Nuevo Diario, 4. Juli)

Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Paul Baker Hernandez.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung dieser Ausgabe: Agnes Bennhold, Rudi Kurz. Zur Finanzierung dieses Informationsdienstes überweisen regelmäßige Leser bitte jährlich 45 Euro (Komitees 60 Euro) an das Nicaragua-Forum. Rechnung auf Anfrage möglich.

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