Meldungen vom 10. Februar 2015

1. Beginn des neuen Schuljahrs
2. Informationen zum Kanal: Archäologie; technische Bildung; Proteste; Panama; Washington Post
3. Verbesserungen der Straßen in der Südkaribischen Autonomen Region geplant
4. Health Shorts: maternity waiting homes; measles; smoking
5. Nicaragua begins year of Rubén Darío commemorations
6. No MIGs for Nicaragua
7. Flight options to Managua from US to increase

1. Beginn des neuen Schuljahrs

Das Schuljahr 2015 begann am 9. Februar in Nicaragua mit 1,6 Millionen Schülern. Zum ersten Mal betraten 213.714 Vorschüler eine Schule, dazu kommen 836.149 Grund- und Sonderschüler. In weiterführenden Schulen wurde 347.636 Schüler in reguläre Klassen eingeteilt, außerdem wurden 160.000 Jugendliche und Erwachsene für Weiterbildung in technischen Fächern registriert. 16.000 Schüler aus isolierten ländlichen Gemeinden wurden für den Sekundarunterricht für Schüler aus entlegenen Wohnsitzen eingeschrieben. Regierungssprecherin Rosario Murillo erklärte, für diese Schüler begännen an 400 Schulen mit siebten und achten Klassen am Samstag, den 07.02. Wochenend-Programme. Nach Murillo wurden verschiedene städtische Secundaria-Schulen komplett renoviert, bekamen neue Klassenzimmer, Computer und naturwissenschaftliche Labore, Büchereien, Sportplätzen und andere Verbesserungen, unter anderen die Elvis Diaz in Managua, das Jose Marti in Estelí, und die Secundaria in Jalapa. Außerdem seien 42.350 neue Tische an die Klassenzimmer im ganzen Land verteilt worden.

Miserable Ergebnisse der letztjährigen Schulabgänger bei den Aufnahmeprüfungen zu den Universitäten führten zu einer Re-Evaluierung des Lehrplans und der Lehrmethoden, weil die veröffentlichten Prüfungsergebnisse zeigten, dass an der Nationalen Autonomen Hochschule Managua nur 8,76% der Prüflinge den Mathe-Test und nur 24,5% die Prüfung in Spanisch bestanden hatten. Fachleute erklärten es zur Aufgabe der Schulen, Schülern bei zubringen, wie man ein Problem analysieren kann und das Textverständnis der Schüler zu verbessern. Der Direktor des Pädagogischen Instituts der Zentralamerikanischen Universität (UCA) Rafael Lucio, nannte drei verschiedene Aufgaben, um die man sich kümmern müsse: 1) die Curricula für Schüler und auch für Lehramtskandidaten, 2) das Verhältnis der Zeit von Lehre im Klassenzimmer und Übungsphasen zur Aneignung des Stoffs und der Entwicklung allgemeiner Fähigkeiten, 3) die soziokulturellen und familiären Bedingungen. Er ist der Meinung, dass für junge Leute in einem hohem Grad von der Schulbildung abhänge, ob sie einen Sinn in ihrem Leben finden und ob sie einen Beitrag für ihr Land leisten können. Erika Gonzalez, Mathematiklehrerin am Maestro Gabriel Gymnasium, geht davon aus, dass durch die Lehrmittelfreiheit an Grund- und Sekundarschulen in diesem Jahr - in der Vergangenheit mussten Eltern für Schulbücher aufkommen - Veränderungen in den Leistungen der Schüler bringen müssten. (Informe Pastran, 4., 5., 9. Feb.; El Nuevo Diario, 5., 9. Feb.; Radio La Primerisima, 9. Feb.; La Prensa, 7. Feb.)

2. Informationen zum Kanal: Archäologie; technische Bildung; Proteste; Panama; Washington Post

Am 4. Februar übergaben Archäologen des Britischen Unternehmens Environmental Resources Management (ERM) dem Nicaraguanischen Kulturinstitut 15.000 prä-kolumbianische Objekte, die sie in Gebieten entlang der geplanten Kanalroute geborgen hatten. Gemäß ERM, das die Umwelt-Machbarkeitsstudie für den Kanal erstellt, wurden 213 neue Fundorte identifiziert, 105 davon enthielten Ruinen von Gebäuden. Die Gegenstände, davon 13.000 aus Keramik und 2.000 aus Stein, wurden von einem Team von 29 nicaraguanischen und ausländischen Archäologen auf der Oberfläche gefunden. Der Chefarchäologe von ERM kündigte als nächsten Schritt eine genauere Studie mit verstärkten Ausgrabungen an. Der nicaraguanische Archäologe Jorge Espinoza schlug Präsident Daniel Ortega den Bau einer Reihe von Museen entlang der Kanalroute vor, in denen die Fundstücke ausgestellt werden könnten. Der Direktor des Kulturinstituts Vilma de la Roca dankte den Wissenschaftlern für die Stücke und fügte hinzu, die große Aufgabe, Nicaraguas antike Schätze zu retten und zu erhalten, müsse weitergeführt werden. (La Prensa, 4. Feb.; Informe Pastran, 5. Feb.; El Nuevo Diario, 9. Feb.; Radio La Primerisima, 4. Feb.)

Ein Hauptpunkt bei der Diskussion über das Kanalprojekt war, wie das nicaraguanische Bildungssystem die benötigten Arbeitskräfte so vorbereiten kann, dass sie die Arbeitsmöglichkeiten, die das Projekt bietet, ergreifen können. Es ist vorgesehen, dass für den Bau des Kanals eine Heer von 50.000 Arbeitskräften notwendig sind, davon sollen 25.000 Nicaraguaner sein, 12.500 Chinesen und 12.500 aus anderen Ländern. Sergio Argüello, Präsident der Entwicklungsagentur von Nicaragua (INDE), äußerte: „Wir haben in Nicaragua nicht die Erfahrungen für den Bau eines Projektes in dieser Größenordnung. Wir werden auf fremde Firmen zurückgreifen müssen, aber wir können Trainingszentren für unsere Leute errichten, damit sie Teil des Teams sein können.” Anstatt Studenten zum Studium ins Ausland zu schicken wäre es billiger, ausländische Professoren ins Land zu holen um Nicaraguanische Studenten auszubilden” erklärte er. Der Ingenieur Jaime Matus, der Präsident des Nicaraguanischen Verbandes der Ingenieure und Architekten ist, behauptete, es gebe in Nicaragua genügend Fachleute für die Arbeit am Kanal, sie brauchten nur spezialisierte Fortbildung. Der Ingenieur Reinerio Montiel ergänzte, manche arbeiteten in den USA, könnten aber dazu überredet werden, zurückzukehren. Und Argüello ergänzte „Ein Aspekt, den wir auch diskutierten, ist die Bereitstellung von Technikern. Hier bilden wir Juristen, Architekten, Ärzte aus, aber keine Krankenpfleger, Installateure oder Elektriker. Wir müssen diese Berufe für die Zukunft und für jetzt ausbilden; wir müssen sie zertifizieren, weil es eine Menge Erfahrungswissen draußen gibt“, aber die Leute haben keine Bescheinigung. Außerdem würden auch mehr Techniker anderer Fachrichtungen für die Entwicklung des Landes benötigt, unter anderen auch in Landwirtschaft und Industrie. (El Nuevo Diario, 9. Feb.)

Die Proteste gegen den Kanal halten an

Am 6. Februar berichtet La Prensa, dass 1.000 Menschen in die Stadt Altagracia auf der Ometepe Insel marschierten und Schilder hochhielten mit der Aufschrift „Was die Bauern wollen? Dass die Chinesen gehen!“ (¿Qué quieren los campesinos? ¡Que se vayan los chinos!) und „Ortega: Ausverkauf des Vaterlands“ (¡Ortega – vendepatria!) Die Demonstranten erklärten, dass sie ihr Land nicht verkaufen wollten und dass sie weiter friedlich für die nationale Unabhängigkeit kämpfen wollten. Octavio Ortega Arana vom „Nationalen Rat für die Verteidigung von Unserem Land, See und Unabhängigkeit“ kündigte an, dass am 9. Februar auf Ometepe sowohl in Altagracia als auch in Moyogalpa weitere Protestmärsche stattfinden würden. Der Kanalverlauf würde in der Nähe von Ometepe durch den Cocibolc (Nicaragua-)See führen. (La Prensa, 6. Feb.)

Indessen erklärte Jorge Quijano, der Verwaltungschef des Panamakanals, ein Kanal durch Nicaragua sei nicht wirtschaftlich machbar. „Ich bleibe bei meiner Behauptung” sagte er, „dass es nicht genug Bedarf gibt, um einen weiteren Kanal durch den mittelamerikanischen Isthmus zu rechtfertigen; es gibt nicht genug Bedarf für zwei Kanäle.“ Etwa 5% des Welthandels passiert den Panamakanal und es wurde geschätzt, dass der Schiffsverkehr dort um 30% geringer werde mit der Eröffnung des Kanals durch Nicaragua. Quijano gab diese Statements ab nachdem Paul Oquist, der Öffentlichkeitsbeauftragte von Präsident Daniel Ortega, in Panama die Pläne für den Kanal präsentiert und angekündigt hatte, Nicaragua werde mit dem Bau des Kanals ein wichtiges internationales Logistikzentrum. Als er nach Quijanos Behauptungen zur Machbarkeit des Kanals gefragt wurde, bat Oquist die Journalisten, das Ergebnis der gegenwärtig noch laufenden Studien abzuwarten. (Radio La Primerisima, 5. Feb.)

In der Washington Post publizierte am 4. Februar Joshua Partlow einen ausführlichen Artikel über den Kanal, darin wurden nicht nur Befürworter und Gegner des Kanals interviewt, sondern auch Menschen, die darauf hoffen, aber auch zweifeln, ob der Kanal realisiert werden kann. Der Artikel zitiert einen Bauern aus Rivas, der meint, die Regierung überlasse Fremden das Land ohne dafür Sicherheiten für Regierung oder Volk zu verlangen. Roger Guido ergänzte: „Wenn diese Regierung nicht in der Lage ist, die Katastrophe zu erkennen, in die das Land steuert, dann ist Gewalt die einzige Lösung.“ Aber Benjamin Lanzas von der Kammer der Bauwirtschaft, der auf Verträge am Kanal hofft, äußerte der Post gegenüber „Es ist für mich eher eine Beruhigung, dass die chinesische Regierung hinter dem Projekt steht und nicht nur irgendein Unternehmer” und bezog sich damit auf den Milliardär Wang Jing, dessen Gesellschaft die Konzession für den Kanal hat. Arturo Cruz, der frühere Botschafter Nicaraguas in den USA und Professor an der INCAE Wirtschafthochschule meinte, wenn man bedenke, dass die Armut die Menschen immer weiter dazu treibe, landwirtschaftliche Flächen in Nicaraguas Regenwald hinein auszudehnen, „dann meine ich, dass die Armut des Landes ein größeres Problem darstellt als die Sorgen wegen der Umweltproblematik. Wenn wir es im Land in den nächsten 5 bis 10 Jahren nicht schaffen, mit oder ohne Kanal ein wohlhabenderes Land zu bekommen, dann werden wir vor schwerwiegenden Umweltschäden stehen.“ David Blaha, ein Partner im Umwelt-Management-System, der für die HKND das Umweltgutachten erstellt, sieht die verletzlichsten Stellen in der Fahrtrinne durch den Nicaragua See, im Indio Maiz Reservat und den Mangrovensümpfen und Meereschutzzonen bei dem Strand von Brito am Pazifik. „Es ist offenkundig, dass man kein Projekt dieser Größenordnung in einer Gegend wie dieser bauen kann ohne dass es dabei wesentliche Auswirkungen haben wird,” sagte Blaha. „Die Frage ist: können diese Folgen abgemildert werden? Und übersteigen die Vorteile des Projekts sein Nachteile?“ (Informe Pastran, 4. Feb.; http://www.washingtonpost.com/world/the_americas/can-a-chinese-billionaire-build-a-canal-across-nicaragua/2015/02/03/e9cf3482-9aa5-11e4-86a3-1b56f64925f6_story.html)

3. Verbesserungen der Straßen in der Südkaribischen Autonomen Region geplant

Die sandinistische Regierung und die zentralamerikanische Economic Integration Bank (BCIE) unterzeichneten einen Darlehensvertrag über 149,2 Millionen US$ zur Verbesserung der ländlichen Straßen an der karibischen Küste. Nach Darstellung von Pablo Martinez, dem Minister für Transport und Infrastruktur, beinhaltet das Projekt den Bau von 126,55 Kilometer Asphaltstraße, darunter 44,61 km als Verbindung zwischen Mulukuku und Siuna, 52,58 km zwischen El Rama, Kukra Hill und Pearl Lagoon und 29,46 km sollen die landwirtschaftlichen Zentren von Matagalpa und Jinotega verbinden. Martinez: „Diese Vorhaben wird endgültig den Pazifik mit der Karibik verbinden. An die 2.000 Arbeiter werden in Doppelschichten eingesezt werden, um das Projekt so schnell wie möglich voranzubringen. Das wird Fortschritt in die Gegend bringen.“ Nach dem Direktor der BCIE für Nicaragua Silvio Conrado wird das Projekt 195.500 Landbewohnern Vorteile bringen . „Es sollte beachtet werden“, sagte er, „dass 85% der Viehwirtschaft des Landes in dieser Region liegen“. [Rindfleisch stand 2014 an der Spitze von Nicaraguas Exportgütern] die Regierung will zusätzlich 3,3 Millionen US$ in das Projekt stecken. Das Darlehen läuft auf 15 Jahren mit einer dreijährigen Tilgungspause. (El Nuevo Diario, 5. Feb.)


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Übersetzung: Bärbel Neef.
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