Meldungen aus Nicaragua vom 05.03.2013

1. Colombia rejects Ortega’s proposal, sends more vessels to San Andres
2. Wachsende Proteste wegen steigender Benzinpreise
3. Lehrer-Workshops beginnen; neue Familienberichtskarte vorgestellt
4. IMF agreement likely this year
5. Housing fair opens with goal of building 40,000 houses
6. Women demand equality in the workforce
7. Erntezyklus 2012-13 ist gut für die Produktion, schlecht für die Preise
8. Erneuerung von Nicaraguas Kaffee-Fincas muss bis 2014 warten

2. Wachsende Proteste wegen steigender Benzinpreise

In der letzten Woche gab es sich ausbreitende Proteste in Nicaragua wegen des überdimensionalen Anstiegs der Preise für Benzin und Gas zum Kochen. Nicaragua hat die höchsten Preise für bleifreies Normalbenzin in der Region und es gab viele Diskussionen darüber, ob die Regierung Maßnahmen ergreifen sollte, und wenn ja, welche Maßnahmen. Taxis erhöhten automatisch ihre Tarife. Oppositionspolitiker erklärten, dass die venezolanisch-nicaraguanische Gesellschaft ALBA de Nicaragua, SA (ALBANISA) aus dem Preisanstieg profitiere und verlangten Änderungen im Gesetz über die Kohlenwasserstoffe. Cesar Zamora, der die Energie-Unternehmen AEI in Nicaragua leitet, sagte, das venezolanische Öl helfe Nicaragua deutlich, vor allem bei der Subvention der Stromrechnungen von Haushalten mit geringem Einkommen und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Er erklärte, dass ALBANISA 80 Mio. US-$ in die Stromerzeugung investiert habe, wodurch das Land 50 Millionen Dollar bei den Kosten der Erdöl-Importe spare.

Der Wirtschaftswissenschaftler Nestor Avendaño sagte, dass die Preise für Erdölprodukte durch lokale und internationale, wirtschaftliche und politische Faktoren beeinflusst würden. Er sagte, Präsident Daniel Ortega sollte eine angemessene staatliche Regulierung mit der Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Sektor und den privatwirtschaftlichen Oligopolen etablieren, „ohne den freien und wettbewerbsorientierten Markt in der gesamten Kette der Bereitstellung von Brennstoffen auszuschalten, wie es beim Propan gemacht wurde. Gleichzeitig sollten Anreize für den Kauf von kraftstoffsparenden Fahrzeugen gesetzt werden.“ Der Abgeordnete in der Nationalversammlung, Eduardo Montealegre, sagte: „Ich glaube nicht an Preiskontrollen“, und fügte hinzu, „Treibstoffpreise fallen nicht durch das Gesetz; sie fallen auf Grund von Angebot und Nachfrage.“ Avendaño erwiderte, dass Montealegre als Finanzminister unter Präsident Enrique Bolaños offensichtlich nicht den Unterschied zwischen Preisregulierung und Preiskontrolle kennengelernt habe und nicht erkannt habe, dass der Wall Street Crash von 2008 auftrat wegen fehlender Regulierung „was der Welt eine wirtschaftliche Rezession beschert hat, von der wir uns im Jahr 2013 noch nicht erholt haben."

Der Direktor des Nationalen Instituts für die Verteidigung der Verbraucher, Marvin Pomares, sagte, dass er die Nationalversammlung bei der Änderung des Gesetzes über Kohlenwasserstoffe unterstützte, um eine Agentur zu schaffen, die die Preise reguliere, die nach seiner Aussage jetzt von der Esso-Raffinerie bestimmt würden [kürzlich von ExxonMobil an Puma Energy verkauft]. Enrique Zamora, Präsident der nicaraguanischen Vereinigung der Exporteure (Apen), sagte, dass die erhöhten Kosten von Erdölprodukten einen negativen Effekt auf die Kosten der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse hätten und auf den Teil der Energieerzeugung des Landes, die noch auf der Verbrennung von Diesel basiere.

Am Sonntag waren die Preise für Diesel und Benzin einige Cent gesunken. (Informe Pastran, 26., 27., 28. Feb.; Radio La Primerisima, 27. Februar, 2., 3. März; La Prensa, 27. Februar, 3. März)

3. Lehrer-Workshops beginnen; neue Familienberichtskarte vorgestellt

Am 2. März begannen in Managua die Wochenend-Workshops, die entwickelt wurden, um die Professionalität von Nicaraguas Lehrern zu fördern, mit einem Vortrag des Leiters des Nationalen Systems für Katastrophenschutz (SINAPRED), Dr. Guillermo Gonzalez, über die Prävention und Eindämmung von Katastrophen. Die Koordinatorin für Kommunikation und First Lady Rosario Murillo sagte, dass in den Workshops 70% der Lehrer anwesend waren und wies darauf hin, dass 10% gebeten hatten, sie zu entschuldigen, weil sie an anderen Kursen teilnähmen. Sie sagte, dass das Bildungsministerium mit den restlichen 20% der Lehrer arbeiten werde, um ihnen deutlich zu machen, dass dies ein Teil der nationalen Vereinbarung sei, um die Standards zu erhöhen, um beim Lernen auch Werte der gemeinsamen Verantwortung für die Gemeinschaft einzubeziehen, wie es die Planungen vorsähen. Bildungs - Vizeminister Jose Treminio sagte, dass die Workshops jedes Wochenende stattfinden werden und für kommenden Samstag sei das Thema die Bewertung von Fortschritten der Schüler geplant. Eine weitere Sitzung werde sich mit den Rechten und Pflichten der Familie beschäftigen.

Die Zeitung La Prensa bezeichnete die Kurse als „Indoktrination“ zu der Vivir Bonito-Kampagne der Regierung und oppositionelle Lehrergewerkschaften sagten, dass die Forderung, ohne Lohnausgleich Workshops am Samstag zu besuchen, gegen Artikel 62 des Arbeitsgesetzes verstoße. Allerdings erklärte ANDEN, die sandinistische Lehrergewerkschaft, die für die Teilnahme an den Workshops warb, dass die Lehrer sagten, dass die Workshops helfen würden, die Bildung im ganzen Land zu verbessern.

Treminio kündigte an, dass ein neues Dokument verteilt wurde an die Schulen im ganzen Land, das die Beteiligung der Eltern oder Erziehungsberechtigten an Aktivitäten für die Gesundheit ihrer Kinder und bei Aktivitäten in der Schule erfassen solle, wie z.B. die Vorbereitung von Mahlzeiten in der Schule, bei Schulreinigungs-Kampagnen, bei Elternversammlungen etc. Treminio sagte: „Das Zeugnis wird es uns ermöglichen, die Teilnahme von Studenten und Familien bei diesen Aktivitäten zu überprüfen.“ Er fügte hinzu, dass auf diese Weise mehr Eltern beteiligt würden bei dem „integralen Prozess der Ausbildung der Schüler." Allerdings widersprachen Mitglieder der oppositionellen Lehrergewerkschaften den neuen Zeugnissen. Lesbia Rodriguez von der Vereinigten Lehrer-Gewerkschaft (USM) sagte, dass die Forderung nach so vielen Informationen über die Eltern sei so, „als ob jeder wissen müsse, was ist in jeder Familie los sei."

Zur gleichen Zeit begannen kubanische Bildungsforscher eine Umfrage über Nicaragua, um die Bedenken der Lehrer zusammenzustellen und um die großen Probleme im nicaraguanischen Bildungssystem aufzulisten. In Matagalpa und Jinotega sagte Lehrer ihnen, dass viele Kinder, die langen Strecken haben, um zu Fuß zur nächstgelegenen Schule zu kommen, ihnen die Zeit geht jedes Jahr verloren ginge, wenn viele Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen, um bei der Kaffee-Ernte zu arbeiten. (Radio La Primerisima, 27. Februar, 3., 4. März; El Nuevo Diario, 28. Feb.; La Prensa, 1. Mar)

7. Erntezyklus 2012-13 ist gut für die Produktion, schlecht für die Preise

Mit dem Ende April 2012-2013 beginnenden Erntezyklus erwarten Bauernorganisationen einen Anstieg der Produktion um 10%, vor allem bei den Grundnahrungsmitteln. Allerdings sanken einige Weltmarktpreise und werden das Einkommen der Bauern beeinflussen. Zwei dunkle Flecken in dem Bericht sind Kaffee (der unter der Kaffee-Rost-Krankheit leidet) und Reis, wo die internationale Konkurrenz der nationalen Reisindustrie schaden wird. [Reis ist das erste Produkt, bei dem die nationale Produktion durch die Streichung von Handelshemmnissen mit den USA unter CAFTA geschädigt werden wird.]

Das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten (MAGFOR) sagte eine steigende Produktion für Erdnüsse, Zucker, Reis, Bohnen, Hirse, Mais etc. voraus. Die Zahlen für die dritte Ernte des letzten Zeitraums (Apante) sind noch nicht da, es gibt aber Anzeichen dafür, dass die Ernte gut sein wird. Der Präsident der Union der Bauern und Viehzüchter (UNAG), Alvaro Fiallos, sagte, dass es einen fast beispiellosen Zusammenbruch der internationalen Preise für Bohnen gegeben habe, der zwar gut für die Verbraucher, schlecht für die Bauern sei. Die roten Bohnen haben nur einen sehr kleinen internationalen Markt, sie sind vor allem ein Grundnahrungsmittel in der nicaraguanischen Ernährung. Bauern, die schwarzen Bohnen anbauen, produzieren sie für den internationalen Markt.

Fiallos sagte, der Getreidemarkt sei stark, er forderte aber die Regierung auf, die Reisimporte zu koordinieren, damit sie nicht zur gleichen Zeit wie die nationale Produktion auf den lokalen Markt kämmen [die Reis-Ernte wird voraussichtlich als erste von US-Importen unter CAFTA betroffen sein]. Manuel Alvarez, Präsident der Nationalen Vereinigung der Hirse-Produzenten, sagte, dass Hirse in diesem Jahr einen Produktionsrekord erzielen werde. Die Ernte wird hauptsächlich durch die Geflügel-Industrie erworben. Das Problem sei, so sagte er, dass Geflügel-Produzenten nicht die 250 Millionen Pfund überschüssige Hirse kaufen werden, sondern dass sie statt dessen lieber importierten gelben Mais kaufen. [Es ist der von der US-Agrarindustrie produzierte gelbe Mais, der die weiße Mais-Produktion in Mexiko unter NAFTA zerstörte.] (….) (La Prensa, 20. Feb.)

8. Erneuerung von Nicaraguas Kaffee-Fincas muss bis 2014 warten

Nicaragua will laut Juan Ramon Obregon, dem Geschäftsführer des Nationalen Kaffee-Kounzils (CONACAFE) erst 2014 damit beginnen, die von der Kaffee-Rostkrankheiten betroffen Haine neu mit Kaffee zu bepflanzen. Die nicaraguanische Kaffee-Produktion wurde von der Pilz-Krankheit Hemileia vastatrix stark betroffen, wie auch die Produktion der zentralamerikanischen Nachbarn Nicaraguas. Obregon sagte, in diesem Jahr sei es zu spät, weil die Kaffeesträucher bereits in voller Blüte stünden, so dass die einzige Sache, die getan werden könne, der Rückschnitt und die grundlegende Sanierung der Pflanzungen sei. Vertreter der landwirtschaftlichen Behörden aus der Region treffen sich diese Woche in San Pedro Sula, Honduras, um einen einheitlichen Plan zur Bekämpfung des Befalls zu diskutieren. Einige Analysten berichten, dass 53% der Kaffee-Anbaugebiete Mittelamerikas durch die Krankheit geschädigt seien und dadurch ein regionaler Verlust von 600 Millionen US-$ entstehe. Nicaraguas Landwirtschaftsminister Ariel Bucardo hatte geschätzt, dass 37% der nicaraguanischen Kaffeeanbaugebiete betroffen seien.

Währenddessen wird eine Wirtschaftsdelegation aus 11 taiwanesischen Kaffee-Unternehmen in Nicaragua ankommen, um über den Import nicaraguanischer Bohnen zu diskutieren, geröstet und ungeröstet, darunter Basissorten, Instant-und Gourmet-Varianten. Die Handelsmission ist auch daran interessiert, an Nicaragua die Ausrüstung für die Verarbeitung, Verpackung und anderen Technologien zu verkaufen. Die Taiwanesischen Investitionen in Nicaragua betragen 131 Million US-$ und dadurch entstanden 7.000 Arbeitsplätze. (Radio La Primerisima, 4. März; El Nuevo Diario, 26. Februar, 4. März; Informe Pastran, 27. Feb.)


Diese wöchentliche Nachrichtensendung ist der Nachfolger des Nicaragua News Service und der Nicaragua Network Hotline. Diese Veröffentlichung kann vollständig oder teilweise reproduziert werden. Bitte wenden Sie sich an das Nicaragua Network, 1247 E Street, SE, Washington, DC 20003, e-mail: nicanet (at) afgj.org
Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, e-mail: info(at)nicaragua-forum.de V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung: Rudi Kurz.
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