Meldungen aus Nicaragua vom 10.04.2012

Eilmeldung

Tomas Borge, einer der Gründer der Sandinistischen Front zur Nationalen Befreiung im Jahre 1961, ist in Managua schwer erkrankt. Der 82-jährige Borge wurde am 6. April wegen Lungenkrebs operiert, erlitt aber am 9. April einen Herzinfarkt und eine Lungenembolie. Als Führer der Tendenz der FSLN für einen Langen Volkskriegs war Borge einer der neun sandinistischen Kommandanten der Revolution. Er war in den Jahren der revolutionären Regierung in den 80er-Jahren Innenminister. In den letzten Jahren war er Botschafter in Peru. Sein autobiographisches Buch „Mit rastloser Geduld“, in deutscher Sprache im Jahre 1990 veröffentlicht, wurde zum internationalen Bestseller.
  1. Stechende Quallen und Hagelsturm prägen Karwoche
  2. Spekulationen über Dialog von FSLN und PLI gehen weiter
  3. Oil spill affects beach at Puerto Sandino
  4. Nicaragua’s international currency reserves reach record
  5. Rindfleischexporte übersteigen Kaffee
  6. Straßen vom Hof zum Markt sollen verbessert werden
  7. Rural areas progressing with rural community tourism
  8. Russia donates wheat
  9. Padilla almost saves day for Red Sox

Stechende Quallen und Hagelsturm prägen Karwoche

In der Karwoche behandelte das nicaraguanische Rote Kreuz mehr als 1.200 Menschen im Land, die an den Strände von Quallen gestochen worden waren. Über ähnliche Angriffe von Quallen an Stränden wurde aus anderen zentralamerikanischen Ländern berichtet. Es handelt sich dabei um ein ungewöhnliches Phänomen in der Region. Der Stachel der Quallen verursacht nach dem Bericht des Roten Kreuzes Verbrennungen ersten Grades, Schwellungen und sogar Blutungen. Laut Mario Salinas, Präsident des nicaraguanischen Tourismus-Instituts (INTUR) reisten in diesem Jahr drei Millionen Menschen zu den Ferienorten in Nicaragua. Darunter waren 47.187 ausländische Touristen, 11,8% mehr als im Vorjahr.

Mindestens 64 Menschen starben während der Karwoche in Nicaragua eines unnatürlichen Todes, zwei weniger als im Vorjahr. Die Gesamtzahl für Zentralamerika lag bei 330, davon allein 143 in Guatemala. In Nicaragua starben 30 Menschen durch Ertrinken und 12 starben bei Verkehrsunfällen, während 22 Opfer von Tötungsdelikten wurden. Unter denen, die ertranken, waren zwei Ausländer, einen Spanier und ein Honduraner. Insgesamt wurden durch das Rote Kreuz 254 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Während die Menschen in Rekordzahlen die Strände des Meeres, der Seen und Flüsse besuchten, um sich abzukühlen, entschieden sich auch viele, zu Hause zu bleiben und sich den religiösen Prozessionen und Diensten der Karwoche und Ostern zu widmen. In dem indigenen Stadtteil Sutiaba in Leon legten 120 Künstler komplexe und farbenfrohe „Teppiche“ aus Sägemehl in den Straßen aus mit Darstellungen von Leiden, Sterben und Auferstehung Christi. Die Darstellungen überdauerten nur die traditionelle Karfreitags-Prozession und verschwanden durch den Abreib auf der Straße wieder bis zum nächsten Jahr. Die ländliche Gemeinde Playa Grande am Lago de Cocibolca (Nicaragua-See) hielt eine Kreuzwegs-Prozession mit kleinen Booten ab, bei der Boote mit Bildern aus Blüten von Christus und den anderen Figuren von Insel zu Insel fahren. Das nicaraguanische Institut für Kultur unterstützt diese örtlichen Gepflogenheiten seit fünf Jahren mit Preisen für die am schönsten geschmückten Boote.

Die übliche extreme Hitze der Karwoche, die von der zu Ende gehenden Trockenzeit beeinflusst ist, wurde am Mittwoch, den 4. April, von einem ungewöhnlichen Sturm über dem Pazifik und der Hälfte des Landes unterbrochen, der Blitz, Donner, starke Winde, Überschwemmungen und sogar Hagel brachte. Einige Straßen und Überlandstraßen wurden überflutet, Häuser beschädigt und einige Gebiete waren ohne Strom. Der Beginn der Regenzeit wird in der Regel erst im Mai erwartet. (Radio La Primerisima, 5., 6., 9. April; La Prensa, 5., 8., 9. April; El Nuevo Diario, 3., 7. April)

Spekulationen über Dialog von FSLN und PLI gehen weiter

Am 9. April gab es Berichte darüber, dass in dieser Woche die Festlegung eines Datums erfolgen solle für einen Dialog zwischen der Regierung von Präsident Daniel Ortega und der Opposition zur Nominierung der vielen hohen Beamten, deren Amtszeit abgelaufen ist und die ersetzen werden müssen. Dazu gehören auch Richter des Obersten Gerichtshofes und Richter der Obersten Wahlbehörde (CSE). Nach seiner Predigt am Ostersonntag sagte Erzbischof Leopoldo Brenes in Managua, dass beide Parteien, die Sandinistische Partei und der Unabhängigen Liberalen Partei (PLI), für den Dialog ihre Basis konsultieren sollten. Er sagte: „Die Lösung für diese Probleme sollten nicht vom Schreibtisch aus entschieden werden und wir hoffen, dass die [Nationalversammlungs-] Abgeordneten zu ihrer Basis gehen und Sie anhören und ihre Ansichten zu dem Dialog in der Nationalversammlung mitbringen.“

In einem ausführlichen Interview mit El Nuevo Diario sagte der Abgeordnete und Führer der PLI, Eduardo Montealegre, als Antwort auf eine Frage über die wirklichen Interessen der Sandinisten an dem Dialog, dass der Sandinistische Abgeordnete Edwin Castro, der als erster ein Interesse am Dialog ausgedrückt habe, dass er (Castro) sich mit ihm unterhalten wolle, wenn er (Montealegre) von einer Herzoperation in den Vereinigten Staaten zurückkehre. Montealegre bestand darauf, dass sich Nicaragua in einer besonderen historischen Situation befinde, in der Meditation, Intelligenz und die „Beachtung unserer Ziele“ notwendig seien, um eine Einigung zwischen den politischen Kräften im Land zu erreichen. Als er nach dem Widerstand gegen den Dialog von der Sandinistischen Erneuerungsbewegung (MRS), die Teil der PLI-Allianz ist, und von einigen Organisationen der Zivilgesellschaft, gefragt wurde, sagte Montealegre, „Einige in Nicaragua denken, dass Gewalt die einzige Lösung wäre und sie sind davon überzeugt, nur mit einer generalisierten Gewalt können wir die Fortsetzung der Macht [Ortegas] beenden und eine Veränderung der politischen Strukturen verhindern.“ Er lehne diese Auffassung jedoch ab. Er sei auch nicht bereit, spezifische Anforderungen für eine Bereitschaft der PLI zu einem Dialog mit den Sandinisten aufzulisten und sagte nur, dass er „an die Möglichkeiten“ und nicht an die „Vergangenheit“ glaube. Er bestritt, dass er einen anderen „Pakt“ ähnlich dem im Jahr 1999 zwischen Ortega und dem damaligen Präsidenten Arnoldo Aleman oder früheren Vereinbarungen zwischen den Somozas und ihrer politischen Opposition eingehen wolle und sagte: „Wir werden zeigen, dass wir anders sind.“

La Prensa berichtet, dass die Opposition sich anschicke, eine vorläufige Liste für mögliche Nominierungen für die Oberste Wahlbehörde zu erstellen, auf der auch Wissenschaftler und Vertreter von Organisationen der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft stehen und dass einige vorbereitende Gespräche mit Vertretern der Regierungspartei in der Karwoche beginnen könnten. In dem Bericht hieß es, dass die PLI einige Änderungen im Wahlverfahren, einschließlich effizienter Ausstellung von Wahlausweisen und die automatische Anerkennung von nationalen und internationalen Wahlbeobachter fordern werde. (El Nuevo Diario, 9. April, La Prensa, 3. April)

Rindfleischexporte übersteigen Kaffee

Der Präsident der nicaraguanischen Kammer der Rindfleischexporteure, Onel Perez, gab bekannt, dass im Jahr 2011 Rindfleisch Kaffee als Exportschlager Nicaraguas übertroffen habe. Die Rindfleischexporte hätten 432.010.000 US-$ erbracht, mehr als der ewige Marktführer Kaffee, der 426.420.000US-$ einbrachte. Er sagte, die Rindfleischexporte seien gestiegen trotz nicht-tarifärer Handelshemmnisse beim Handel innerhalb von Zentralamerika. Er sagte jedoch auch, dass die Qualität kein Problem sei, da nicaraguanisches Rindfleisch die Qualitätsstandards für den Export erreiche. Er sagte weiter, dass die nicht-tarifären Handelshemmnisse in Zentralamerika für die Rindfleischexporteure Kosten von 80 Millionen US-$ im Jahr 2011 verursacht hätten. Die Präsidenten von Nicaragua und Panama hätten am 16. März eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Verkäufe nach Panama zu verbessern.

Nicaraguas Kaffee-Exporte fielen in den ersten fünf Monaten der Saison 2011-2012 beim Wert um 31,3% und um 40% bei der Menge. Ein Rückgang der Produktivität auf den Anbauflächen für Kaffee wird als Ursache für den Rückgang genannt. (Radio La Primerisima, 7. April; El Nuevo Diario, 5. April)

Straßen vom Hof zum Markt sollen verbessert werden

Der Direktor des Instituts für Ländliche Entwicklung und Verwaltung, Pedro Haslam, kündigte an, dass 305 Kilometer der Straßen vom Hof zum Markt in diesem Jahr erneuert werden sollen. Die Sanierung von 62 Kilometern wird mit Schweizer Hilfe und den Rest mit Mitteln aus dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung der zentralamerikanischen Bank für wirtschaftliche Integration (BCIE) und von den Gemeinden, in denen sich die Straßen befinden, finanziert. Die Verbesserungen werden laut Haslam in den Departamentos von Esteli, Matagalpa, Boaco und Jinotega durchgeführt. Die Projekte dienen der Verbesserung der Situation der Familien, ihre Vermarktung zu verbessern und Zugang zum Exportmarkt zu erhalten. Die Aktivitäten sind Teil der Initiative der Sandinistischen Regierung für eine wachsende Wirtschaft mit Gleichheit, Gerechtigkeit und direkter Beteiligung der Familien im ländlichen Bereich. (Radio La Primerisima, 3. April)


Diese wöchentliche Nachrichtensendung ist der Nachfolger des Nicaragua News Service und der Nicaragua Network Hotline. Diese Veröffentlichung kann vollständig oder teilweise reproduziert werden. Bitte wenden Sie sich an das Nicaragua Network, 1247 E Street, SE, Washington, DC 20003, e-mail: nicanet (at) afgj.org
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Übersetzung: Rudi Kurz.
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