Meldungen aus Nicaragua vom 23.10.2012
1. Die Nationalversammlung erkennt die Assoziierungs - Abkommen mit der EU an
2. Political briefs: ghost candidates alleged; OAS says recommended changes were made; Powers wants national observation
3. Die Mütter verschwundener Migranten setzen ihre Reise fort
4. New shipment of Russian wheat arrives
5. Strong advances made in rural electrification
6. Die Arbeiter fordern bessere Bedingungen in der Freihandelszone
7. Nicaragua benefits from Honduras’ capital flight
8. Studie identifiziert Faktoren, aber keine Ursache der Nierenerkrankungs - Epidemie
Die Nationalversammlung erkennt die Assoziierungs - Abkommen mit der EU an
Nicaragua wurde das erste mittelamerikanische Land, welches das Assoziierungs-Abkommen (Acuerdo de Asosiacion - AdA) ratifizierte, das zwischen der Europäischen Union und den sechs mittelamerikanischen Ländern ausgehandelt worden war. Die Abstimmung erfolgte mit 89 Ja-Stimmen, keinen Neinstimmen und keinen Enthaltungen. Aus Brüssel erklärte Lautaro Sandino, Nicaraguas Botschafter in Belgien und bei der EU, dass das Abkommen aus drei „Säulen“ zusammengesetzt sei, dem Handel, der Politik, und der Hilfe, und es sei der Handelsteil, dessen Abstimmung zuerst erfolge. Er sagte, „Wenn die Dinge sehr gut laufen, können wir erwarten, dass das Abkommen im Februar oder März in Kraft treten wird.“ Alles, was notwendig ist, ist, dass zwei mittelamerikanische Parlamente und das Europäische Parlament es genehmigen. Sandino sagte, er sei zuversichtlich, dass die Abstimmung über den Handelsteil in der Sitzung des EU-Parlaments stattfinden werde, die für die Woche vom 13. Dezember vorgesehen ist. Ein Hinweis dazu wird in dieser Woche mit einer Komitee-Abstimmung erfolgen. Damit die anderen Säulen des Abkommens wirksam werden können, müssen alle mittelamerikanischen Parlamente und die Parlamente von jedem einzelnen der 27 Mitgliedsländern der EU zustimmen, ein Prozess der nach Sandino Jahre dauern könnte.
Gemäß dem gemeinsamen Bericht der zwei Komitees (für Auswärtige Angelegenheiten und Wirtschaft) in der Nationalversammlung, ist neben Vorteilen des Abkommens, die der Handelsteil bringen wird, dass die EU ihre Zolltarife für 91 % der nicaraguanischen Exporte in die EU reduzieren wird, während Nicaragua nur seine Zolltarife für 48 % zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Abkommens senken wird. Dies stelle „ein wichtiges Schutzschild“ vor unlauterem Wettbewerb für Nicaraguas Produkte zur Verfügung. In dem Bericht heißt es auch, dass sich die Komitees auf größere direkte Auslandsinvestition in Nicaragua aus den Ländern der EU infolge des Abkommens freuten. Der Bericht merkte an, dass die EU-Investitionen in Nicaragua und die Exporte in die EU von Produkten wie Kaffee, Hummer, Molasse, Sesam und anderen Erzeugnissen in den letzten fünf Jahren sogar ohne das Abkommen wesentlich zugenommen hätten.
Der Sandinistische Abgeordnete Walmaro Gutierrez, Vorsitzender des Wirtschaftskomitees im Parlament, sagte, Nicaraguas Exporte in die EU könnten von 250 Millionen US-$ bis auf 1 Milliarde US-$ jährlich wachsen. Er erklärte, das Abkommen werde die Kohäsion des mittelamerikanischen Gebietes einschließlich der Integration von Zollbehörden überall in Mittelamerika fördern, etwas was vorherige Handelsabkommen nicht eingeschlossen hätten. Der Abgeordnete der liberalen Opposition Wilfredo Navarro meinte, das Abkommen sei ein Schritt zu Wachstum und Entwicklung für das Land und die Region und Nicaragua müsse sich vorbereiten, um den Erwartungen an die in dem Abkommen erwähnten Qualitätsprodukte zu entsprechen. [Das Nicaragua Netzwerk sieht, im Gegensatz zur CAFTA , zu wenig Analyse dieses Handelsabkommens um beurteilen zu können, ob es den Menschen Mittelamerikas wirkliche Vorteile bringen wird.] Die englische Version des Textes ist zu finden in: http://trade.ec.europa.eu/doclib/press/index.cfm?id=689] (La Prensa, 19. Okt.; Radio La Primerisima, 17., 19. Okt.; El Nuevo Diario, 18., 20.; Okt. Informe Pastran, 19. Okt.)
Die Mütter verschwundener Migranten setzen ihre Reise fort
In der letzten Woche hat eine Gruppen mittelamerikanischer Mütter und anderer Verwandter (darunter 12 aus Nicaragua) auf der Suche nach ihren Lieben, die ihre Heimat auf der Suche nach einem besseren Leben in den Vereinigten Staaten verlassen hatten, die Grenze bei Reynosa, Tamaulipas erreicht, das McAllen, Texas, auf der anderen Seite des Rio Grande gegenüberliegt, und sich dann nach Süden gewandt, um mehr mexikanische Städte aufzusuchen. Am 22. Oktober kamen sie in San Luis Potosi an. In jeder Stadt wurde die Gruppe von Organisationen von Aktivisten empfangen, die ihnen Unterkunft und Essen gaben und ihnen halfen, Fotografien ihrer Lieben auf Plätzen zu zeigen, wo diese vielleicht von Ortsansässigen identifiziert werden könnten. Die Gruppen organisieren Besuche in Unterkünften, Gefängnissen, Krankenhäusern und anderen Örtlichkeiten in der Hoffnung, dass die Teilnehmer der Gruppe diejenigen finden werden, die verschwunden sind.
Im Córdoba, Veracruz, wurde die Gruppe am 19. Oktober von Norma Romero Vasquez, Koordinatorin von Las Patronas, empfangen. Las Patronas ist eine Gruppe von Frauen, die Essen und Wasser für hunderte von Migranten zur Verfügung stellen, die Fahrten auf dem Dach des Zuges nach Norden unternehmen, der „das Biest“ genannte wird wegen der vielen Migranten, die getötet oder verstümmelt wurden beim Fahren auf dem Zugdach oder beim Versuch, dieses zu tun. Die Karawanen-Mitglieder trafen sich mit Mario, einem jungen Mann aus Guatemala, der ein Bein beim Aufspringen auf den Zug verloren hatte. Norma Romero sagte, „Eines Tages kamen meine Schwestern und ich früh zu den Zuggleisen, nachdem wir Brot und Milch gekauft hatten. Der Zug fuhr vorüber, und wir konnten die Gleise nicht überqueren. Während wir warteten, riefen diejenigen auf dem Zug uns zu: 'Mütter, wir haben Hunger; gebt uns Euer Brot; gebt uns Eure Milch.' Das war ihre Bitte, und wir fragten uns, von wo sie mit solchen verschiedenen Akzenten stammten.“ Sie sagte, dass sie sehr bewegt waren, nachdem sie erkannt hatten, dass dies arme Migranten aus anderen Ländern waren und sie ihre Not sahen. „Wir organisierten uns, und wir begannen mit 30 Rationen, die wir denjenigen zu warfen, die auf den Zug waren – Beutel mit Bohnen, Tortillas, und Wasser." Die Gruppe „Las Patronas“ erhält jetzt Spenden von Nachbarn und verteilt täglich 120 Pfund Grundnahrungsmittel wie Reis und Bohnen an die vorbeifahrenden Migranten.
Mehrere Mitglieder der Karawane sind mit ihren verlorenen Verwandten wieder vereinigt worden. Zwei honduranische Mütter fanden ihre Söhne wieder, einen in Tabasco und den anderer in Nuevo Leon. Eine weiteres Zusammentreffen ist für Ciudad de Mexiko geplant und zwei für Chiapas. Diese siebente Karawane von Müttern und Verwandten wird am 3. November in Ciudad Hidalgo, Chiapas, ihr Ziel erreichen. In einem Solidaritäts-Kommuniqué forderte Amnesty International die mexikanischen Behörden auf, „ihre Verpflichtung zu erfüllen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Missbrauch gegen die Migranten zu dokumentieren, zu untersuchen und die Fälle vor Gericht zu bringen.“ (El Nuevo Diario, 16., 17., 18., 19., 20. Okt.; Radio La Primerisima, 16., 17., 18., 19., 21., 22. Okt.; La Prensa, 17., 19. Okt.)
Die Arbeiter fordern bessere Bedingungen in der Freihandelszone
Auf einer Konferenz in Managua über die Rechte von Arbeiterinnen in den Freihandelszonen betonte Sandra Ramos, die Direktorin der Maria Elena Cuadra - Bewegung der arbeitenden und arbeitslosen Frauen, die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen in dem expandierenden Sektor zu verbessern. Die Rückkehr zu Wachstum in den Freihandelszonen in den letzten drei Jahren (nach einem ernsthaften Rückgang aufgrund der Krise in den USA) hat in dem Sektor zusätzliche 30 000 Arbeitsplätze gebracht, einschließlich neuer Werke zur Montage von Autofahrgestellen, zur Schuhherstellung und Hummerverpackung, aber die Arbeitsbedingungen erfordern noch Verbesserungen, besonders für Frauen. „Wir haben weiterhin Probleme wegen ungesunder Arbeitsplätze. Medizinische Kliniken betrachten immer noch Husten als eine normale Krankheit und nicht als direkte Folge unseres Arbeitsumfeldes, wo unsere Lungen während des ganzen Tages Staubflusen absorbieren,“ sagte Ramos in einer Rede zum Abschluss der Konferenz am 21. Oktober. Ana Isabel Gomez Diaz, Freihandelszonen-Arbeiterin seit 31 Jahren, sagte, dass sich die Sozialleistungen zwar verbessert hätten, dass es aber noch ein Gebiet gäbe für Verbesserungen und dies sei die Beurlaubung im Krankheitsfall. Die Gesellschaften genehmigen nur eine zweitägige Krankschreibung und wenn ein dritter Tag erforderlich ist, wird er vom Gehalt der Arbeiter abgezogen. (El Nuevo Diario, 22. Okt.)
Studie identifiziert Faktoren, aber keine Ursache der Nierenerkrankungs - Epidemie
Chronische Niereninsuffizienz ist eine weit verbreitete Epidemie unter zentralamerikanischen Zucker - Plantagenarbeiter. Im Jahr 2008 hatte die Pellas Gruppe (Inhaber von Nicaragua Sugar Estates Ltd.) und die Chichigalpa Association por la vida (eine Vereinigung von ehemaligen Zuckerrohr - Arbeitern) um die Erstellung einer Studie durch eine multinationale und multidisziplinäre Gruppe der Boston University gebeten. Die Pilotstudie wurde abgeschlossen und ihren Bericht in der renommierten Journal of Epidemiology veröffentlicht.
Leider ergab die Studie keine einzelne Ursache für die Epidemie. Die Wissenschaftler eliminierten Schwermetallvergiftung wie Blei oder Cadmium und konnten nur ein Cluster von Umwelt- und Arbeitsschutz - Faktoren plus Arbeitsgewohnheiten identifizieren, die die individuelle Wahrscheinlichkeit auf Erkrankung erhöhen. Die Studie konnte feststellen, dass es nicht nur die Arbeiter sind, die anfällig sind. Möglicherweise das wichtigste, was die Studie zeigte, ist, dass junge Erwachsene aus dem Gebiet der Zuckerindustrie wesentlich häufiger die Krankheit bekommen, auch wenn sie selbst nicht in den Feldern arbeiteten, als solche aus anderen Regionen. In dem Bericht der Zeitschrift wurde deshalb eine umfangreichere und längere Studie von Medizinern gefordert. (Radio La Primerisima, 20. Okt.)
Diese wöchentliche Nachrichtensendung ist der Nachfolger des Nicaragua News Service und der Nicaragua Network Hotline. Diese Veröffentlichung kann vollständig oder teilweise reproduziert werden. Bitte wenden Sie sich an das Nicaragua Network, 1247 E Street, SE, Washington, DC 20003, e-mail: nicanet (at) afgj.org
Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, e-mail: info(at)nicaragua-forum.de V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung: Wolfgang Schuler.
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