14.01.2014 Palmöl und Naturreservat

Eine Reise in den Süden Nicaraguas

Liebe Freunde,

noch im vergangenen Jahrhundert war der Rio San Juan eine der grünen Lungen Nicaraguas. Vom Nicaragua-See zogen sich die Wälder hin bis zur karibischen Küste. Wer die Region besuchen wollte musste langwierige Anfahrtswege per Schiff, oder ermüdende Bustransporte über schlechte Pisten in Kauf nehmen. In den letzten 25 Jahren, vor allem nach dem Ende des Krieges, ist die Bevölkerung in dieser Region jedoch stark gewachsen, sie hat sich verdreifacht. Damit wuchs natürlich auch der Suche nach bewirtschaftbarem Land und die Rodungen nahmen zu.


Meist waren jedoch die Kleinbauern, die hier ihr Auskommen suchten, das kleinere Übel. Der Holzeinschlag hat schon in den verschiedenen kolonialen Phasen eingesetzt und fand in den letzten 20 Jahren in den großen Pflanzungen verschiedener Konzerne ihre Fortsetzung. Ob die Palmölplantagen (so berichtet die Zeitung „Prensa“ heute von einer Ausdehnung der Pflanzungen auf 30.000 manzanas im gesamten Staatsgebiet), Orangen- und Ananaspflanzungen, Fincas zur Viehzucht, oder sogar sogenannte Wiederaufforstungsprogramme zur Gewinnung von Bauholz durch einen Konzern aus Costa Rica, alle brauchen gerodetes Land. Die bestehenden Gesetze allerdings sind streng, dennoch finden gewiefte Geschäftemacher immer Schlupflöcher oder anfällige Gesetzesvertreter!

Wir fahren vom Fluss in Richtung Norden nach Las Colinas, eine kleine comunidad, die völlig von den Palmölpflanzungen des Konzerns Palcasa umgeben ist. Wer kennt es nicht, das Palmin, das unsere Mütter zum Braten verwendet haben. Die Verwendungsmöglichkeiten des Palmöls sind jedoch vielfältiger und bei den Kosten für Land und Arbeit hier in Nicaragua auch sehr lukrativ.

Wie immer, wenn es ums Geld verdienen geht stecken hinter diesem Betrieb die reichen Familien Nicaraguas. In diesem Fall die, der Ex-Präsidentin Chamorro, die sich nach dem Regierungswechsel 1989 diesen Sektor gesichert hat. Die Folgen für die Region sind die üblichen:

  • Absenkung des Grundwasserspiegels durch Bewässerung
  • Hoher Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln
  • Verdrängung einer verträglichen, umweltschonenden Landwirtschaft
  • Weitere Holzeinschlag für neue Pflanzungen und
  • Aufkauf von Land von Kleinbauern, die keine Chance mehr für sich sehen.

Die Erntearbeiter verdingen sich für Löhne zwischen 2400 und 3000 Cordoba, das entspricht knapp 100 bis 120 Dollar. Julio Hernandez, Sprecher des Comite de agua (so etwas wie eine Basisorganisation zur Regelung der Wasserversorgung auf dem Land) macht einen verzweifelten Eindruck. Wir setzen uns für eine umweltschonende Landwirtschaft ein, die durch Mischkulturen oder einer natürlichen Nutzung des Primärwalds durch Kakaopflanzen versucht das Gleichgewicht der Natur zu bewahren. Dem Druck der Landkäufe und der Bedrohung unserer Landwirtschaft durch sinkende Grundwasserspiegel und Pestizide sind viele meiner Kollegen nicht gewachsen. Sie verkaufen ihr Land.

Der in fünf Kooperativen angebaute Kakao könnte eine Alternatives ein. Die Verarbeitung zu Schokolade „artesania“ wurde durch Organisationen aus Europa gefördert, dümpelt aber auf einem niedrigen Niveau. Der Verkauf des Kakaos an Ritter Sport schien lange Zeit eine gute Sache. Durch Preisabschläge für Kakao „niedriger“ Qualität allerdings sind die Einkünfte deutlich gesunken. Auch scheint Ritter durch massive Landkäufe in Nueva Guinea, einer Nachbarregion ein neues Geschäftsmodell zu favorisieren.


Es gibt aber auch noch das Reservat „Indio Maiz“ ein riesiges Naturschutzgebiet, das sich von der Mündung des rio Bartolo hin zum Atlantik zieht. Bleibt zu hoffen, dass die 36 Ranger der Naturschutzbehörde Marena mehr sind als ein symbolischer Akt. Wer einmal das refugio Bartolo besucht hat, das an dieser Mündung liegt, weiß was es bedeutet unberührte Natur zu besuchen, auch wenn keine spektakulären Tierbeobachtungen zu machen sind. Hier in der Hängematte zu liegen, dem Dahingleiten des Rio San Juan zuzuschauen und nicht an den Holzeinschlag hinter der nächsten Ecke zu denken, könnte eigentlich ganz erholsam sein! Heute geht es zum Abschluss der kleinen "Ausflugstour an den Rio San Juan" nach Solentiname, dem Inselarchipel im Nicaraguasee.

Herzliche Grüße

Heinz

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